9. März 2012

Gestern Abend trafen Gabriela Friedli (Piano) aus Zürich, Schlagzeuger Michael Griener aus Berlin und der amerikanische Saxofonisten Tony Malaby in einer spontanen improvisatorischen Begegnung zusammen. Es wurde ein Set, bei dem die drei alle Register zogen. Manchmal pointilistisch, manchmal eher aufschäumend-kraftvoll, dann wieder leise, jedem einzelnen Ton nachhorchend, entfaltete sich ein faszinierender Klangkosmos.

Im zweite Set des Abends trafen zwei Melodiker aufeinander: der Schweizer Schlagwerker Pierre Favre, fast schon eine Schlagzeug-Legende, und der Violinist Mark Feldman aus New York. Geräuschhafte Klangerkundungen kamen bei ihrem Auftritt nicht vor. Favre trommelte in seiner unvergleichlich melodischen Weise vor allem auf Snare, Toms und zwei Baßtrommeln und brillierte darüber hinaus in gelegentlichen Drum-Solos, die einem Ginger Baker zur Ehre gereicht hätten, während man in Feldmans Violinspiel vielerlei Einflüsse hören kann. Von der Tonalität der 2. Wiener Schule über Balkan-Folklore bis zu Anklänge an das chinesische Streichinstrument Erhu (in Titeln wie „Der Kranich fliegt über das Wasser“) war vieles zu vernehmen. Feldman ist ein unglaublicher Techniker mit makellosen Intonation selbst in den höchsten Lagen. Ich wette: Wäre er 1970 schon auf der Szene gewesen, hätte ihn John McLaughlin in sein Mahavishnu Orchestra geholt.

Um Mitternacht sind wir wieder zuhause in unserer Bleibe in der Mulberry Street. Die erste „Knitting Factory“ lag gleich um die Ecke. Ich habe dort in den 80ern ein paar denkwürdige Konzerte erlebt. Auf dem Heimweg hat uns Michael Griener noch ein paar kulinarische Tipps gegeben: Gewusst wo, ist billiges tolles Essen in New York vielerorts zu finden. Als ich dann mein kleines Radiogerät anschalte, hat bereits auf WKCR das Programm zum 82. Geburtstag von Ornette Coleman begonnen, in dessen Rahmen der Sender 24 Stunden rund um die Uhr ausschließlich Musik des Avantgarde-Pioniers spielen wird. Ich habe vor, mich im Lauf des Tages immer wieder in die Sendungen einzuklinken – what a fantastic chance!

Christoph Wagner

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