16. März 2012

Das zweiwöchige INTAKT-Programm im STONE wurde mit einem spannenden Konzertabend beschlossen, der im Gegensatz zum Vortag eher komponierten Jazz bot. Das Duo von Jürg Wickihalder (Saxofone) und Franz Loriot (Viola) startete mit zwei Kompositionen von Steve Lacy, die in ihrer Einfachheit wie Folksongs klangen. Dezent und behutsam begannen die zwei Instrumentalisten ihren Dialog, der oft nahe an der Stille segelte. Mit Flageoletttönen von der Viola und gehauchten Saxofonklängen gelang es, die Musik in eine poetische Atmosphäre zu tauchen.

Die Klanglichkeit der 2. Wiener Schule kombiniert das Mark Feldman/Sylvie Courvoisier Quartet auf höchst originelle Weise mit Elementen modernen Jazz’, wobei die kompositorischen Bausteine der Stücke in virtuosen Improvisationen erkundet werden. Zu ihrem Auftritt im STONE war die Gruppe mit einer komplett neuen Rhythmussektion erschienen, die aus den Routiniers Kermit Driscoll am Baß (John Zorn, Bill Frisell) und Billy Mintz am Schlagzeug bestand und zur eigentlichen Überraschung des Abends wurden, so souverän und abgeklärt spielten die beiden. Sie verstanden es, mit minimalem Einsatz der Mittel größtmögliche Effekte zu erzielen. Ihr primäres Ziel war, die Musik und die Solisten gut klingen zu lassen, was ihnen mit Leichtigkeit gelang. Höchstens das Schlagzeugsolo hätte etwas knapper ausfallen können. Sowohl das Wickihalder / Loriot Duo als auch das Feldman / Courvoisier Quartet sorgten dafür, dass die INTAKT-Residenz im STONE mit einem Glanzlicht endete.

Am Vormittag war ich noch nach Brooklyn gefahren, um Bernard Stollman zu besuchen, der in den 60er Jahren mit dem ESP-Label den neuen Jazz ins Rampenlicht gerückt hatte und Musiker wie Albert Ayler, Paul Bley, Sun Ra und Milford Graves in Jazzkreisen bekannt machte. Eine Mission, die, wie es sich im STONE zeigte, heute von Labels wie INTAKT fortgeführt wird. INTAKT bestritt zwei superbe Wochen in New York und hat es sicher geschafft, dass dem Schweizer Jazz in Amerika in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zuteil werden wird.

Christoph Wagner

Together after the last concert at THE STONE

Anja Illmaier, Mark Feldman, Patrik Landolt, Christoph Wagner, Manuel Wagner, Rosmarie A. Meier, Sylvie Courvoisier, Irène Schweizer, Monique Crelier.

Ein Kommentar von unserem Sponsor

Ich möchte mich an dieser Stelle, auch im Namen der Stadt Zürich, nochmals bei Intakt Records (Patrik, Rosmarie, Anja) bedanken. Ohne Euch wäre dieses Festival nicht möglich geworden. Ein weiteres herzliches Dankeschön allen Musikerinnen und Musikern die im The Stone gespielt haben und damit diesen einmaligen Anlass zu dem gemacht haben was sich alle erträumt haben: Eine Plattform für wunderbare Musik. Erfreulich und sicher auch nachhaltig war zudem die Zusammenarbeit mit amerikanischen Musikern.
Die Stadt Zürich, Kultur engagiert sich normalerweise nicht im Ausland. Der Legisalturschwerpunkt des Stadtrats 2010-2014, mit dem Schwerpunkt Kultur-und Kreativstadt Zürich und dem Teilprojekt ‘Positionierung im Ausland’ hat dieses finanzielle Engagement in New York möglich gemacht. Dieses hat sich auf jeden Fall gelohnt. Allen die darüber in irgendeiner Form berichtet haben ein herzliches Merci. Die Zürcher Avantgarde-Szene hat diese Aufmerksamkeit mehr als verdient.

Susanne Spreiter, Stadt Zürich, Kultur, Jazz/Rock/Pop

Photos from Concert JÜRG WICKIHALDER–FRANZ LORIOT

JÜRG-WICKIHALDER-FRANZ-LORIOT

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All photos by Manuel Wagner (mail[at]wagnerchic.com)

15. März 2012

Tom Rainey ist einer der profiliertesten Schlagzeuger der New Yorker Jazzszene. Beim INTAKT-Gastspiel im STONE war er der Musiker mit den meisten Auftritten. Fünfmal trat er in den zwei Wochen in unterschiedlichen Kombinationen auf. Am Mittwoch gleich zwei Mal, sozusagen als Hausdrummer des Abends.

Rainey sorgte in zwei Improvisationsgruppen für den Puls und die perkussiven Farben. Den ersten Set bestritt er mit dem jungen Saxofonisten Michael Jäger und Philipp Schaufelberger (E-Gitarre), zwei Talenten der Schweizer Szene. Zu Beginn noch etwas tastend, fanden die drei im Laufe des Auftritts immer besser zusammen, wobei Rainey mit seinen variationsreichen perkussiven Pattern dem Auftritt Linie und Form gab. Am Ende spielte das Trio so kompakt, als hätten es schon öfters zusammen musiziert und sich nicht hier das erste Mal getroffen.

Aus einer klassischen Jazzpianotrio-Besetzung bestand die Band des zweiten Sets. Sylvie Courvoisier am Klavier konnte sich auf die Rhythmusarbeit von Tom Rainey und Mark Helias verlassen, der schon vor 35 Jahren als Neueinsteiger in der Band von Don Cherry aufgefallen war. Die freie Improvisation bestimmte auch diesen Auftritt. Von wilden Explosionen bis zu zarter Poesie wurde das ganze Spektrum an dynamischen Möglichkeiten ausgelotet und auch klanglich gingen die drei weit über das Übliche hinaus. Eine energiegeladene Begegnung, die man gerne auch einmal im klassischen Timespiel erlebt hätte.

Christoph Wagner