INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS

OMRI ZIEGELE NOISY MINORITY FEAT. RAY ANDERSON
WRONG IS RIGHT

Intakt CD 262 / 2016

 

Verhält sich RAY ANDERSON zu Roswell Rudd wie Picard zu Kirk? Rein posaunistisch wirkt er kaum wie ein Mann der Next Generation, auch wenn die beiden 18 Jahre trennen. Wenn man das Miteinander von Saft, Pandi & Dunn mit Rudd bei "Strength And Power" direkt vergleicht mit Wrong Is Right (Intakt CD 262), Andersons Gastspiel bei OMRI ZIEGELE NOISY MINORITY, dann schmelzen auch noch diese Jahre dahin. Und das, obwohl Rudd in einem ganz freien Jam bläst, Anderson aber hilft, Ziegeles Ideen auszuformulieren. Sein Ton ist jedoch dabei 'rosmosisch' rau und aufgekratzt. Die modernistische Slickness der 1970er hallt eher in Ziegeles Alto wider und im E-Bass von Jan Schlegel, wenn der nicht sogar die kakophonen Kanten von Jazzcore anreißt. Dieter Ulrichs superflexibles Drumming hält sowohl die, die über die Schulter blicken, als auch die vorwärts Drängelnden beieinander. Wenn Ziegele bei 'Where I'm Going To' trotzige Poetry rezitiert, findet sich der Blueprint dazu nicht in Andersons Gesang und der Funkiness der Slickaphonics, sondern in LeRoi Jones' 'Black Dada Nihilism', den Rudd 1965 im New York Art Quartet versüßt hatte. In der Schweizer Perspektive, der sich Anderson auch schon mit Christy Doran, Fredy Studer oder Erika Stucky angenähert hat, rücken selbst Chicago, Andersons sweet Home, und New York, wohin es ihn Ende 1972 gezogen hatte, und wo er mit Braxton und Altschul oder Helias und Hemingway (als BassDrumBone) die Next Generation mit definierte, nahe zusammen. 'Finally Your Own Voice' findet die eigene Stimme nach dekonstruktivistischem Einstieg in der reflektierten Süße und den kapriziösen Intervallsprüngen des Altos und in Andersons summendem Beinahestillstand, aus dem er sich mit launigen Stupsern einen Ausgang pustet. 'Decimal System' verrät, dass Jazzer gern auch mit Impulsivität, komischen Einfällen und linken Winkeln rechnen. Beim Titelstück werden elegische Vorbehalte mit groovigem Puls überspielt, Anderson posaunenwurmt ein Luftloch ums andre. Bei 'Tolck' witzelt er mit Ulrichs Bugle und mit Altogegacker um die Wette, Schlegel spielt den Poltergeist, die Bläser sprudel­dudeln, doch das groovige Miteinander mündet kleinlaut in Trübsal. Das letzte Wort gehört freilich einem melodiösen Insistieren von Alto und Posaune.
Rigo Dittmann, Bad Alchemy 89 , 2016

 



Thomas Fitterling, Rondo, Das Klassik und Jazzmagazin, 19.03.2016

 

Martin Schuster, Concerto, Österreich, April 2016

 

 

Raoul da Gama, The Whole Note, April 2016

 

 

Frank von Niederhäusern, Kulturtipp, 14. April 2016

 

 

Als Trio gibt es die Noisy Minority schon seit 1995, jetzt hat sich als Gast Posaunist Ray Anderson hinzugesellt und bereichert den Sound enorm. Die vier lassen es ordentlich krachen, können draufdrücken und ein forsches Tempo gehen. Vieles von den Stücken des Altsaxofonisten Ziegele orientiert sich an den harmolodischen Konzepten Ornette Colemans. Auch die Besetzung ohne Harmonieinstrument mit Posaune, Saxofon, Bass und Schlagwerk erinnert an die klassischen Quartette des großen Freigeists. Doch immer wieder werden die doch etwas mit Patina überwachsenen Pfade verlassen, die Musik wird freier, großzügiger und spontaner. Den Titel Wrong is Right mag man als ein wenig kokett empfinden, die Frage nach dem Richtigen und dem Falschen und dem Dazwischen ist schon sehr umfassend. Musikalisch wird jedenfalls viel geboten, Intensität, Abwechslung und beste Unterhaltung. Manche Stücke vollziehen überraschende Wendungen. So startet Track 2, Where I'm going to, mit lyrisch zugenommenen Passagen, während der Ziegele ein von ihm selbstgebasteltes Poem zum Besten gibt, bis am Ende ein fast rockig-knackiges Thema zu hören ist. Sehr schön verschränken die beiden Bläser immer wieder ihre Linien, Ziegeles Altsax klingt manchmal schön bluesig, dann wieder ziemlich scharf wie ein ins 21. Jahrhundert gebeamter Charlie Parker, Anderson bringt alle seine zurecht gerühmten Qualitäten ein. Sein Sound ist gut geerdet, kann sowohl ziemlich dirty als auch höchst elegant rüberkommen.
haun, Freistil 66, Österreich, 2016

 

 

Reiner Kobe, Jazzpodium, Mai 2016

 

 

Pirmin Bossart, Jazz'n'More, Mai 2016

 

 

 

Altsaksofonisten Omri Ziegele kommer opprinnelig fra Israel, men har bodd så mange år i Sveits, at han regnes som sveitser. Han har tidligere utgitt plater og spilt konserter med Irene Schweizer, Hans Kock og flere andre av de ledende musikerne i Sveits.

I bandet Noisy Minority har han med landsmennene Jan Schlegel (bass) og Dieter Ulrich (dr, tenorhorn) pluss den amerikanske trombonisten Ray Anderson.

Vi får åtte låter signert Ziegele, som alle passer perfekt for gjestende Anderson.

Musikken er hektisk og viril, med Anderson som den råtassen han alltid fremstår som i et studio eller på en scene. Han blir, naturlig nok, den solistene man hører best, men det fratar ikke Ziegele en klar lederrolle. Han leverer også fint spill, selv om jeg innimellom synes han blir litt anonym i sin spillemåte. Hans tone ligger litt tilbake å ønske, og det blir litt puslete. Men der han slipper til som solist, som hans fine fabuleringer i andresporet «Where I'm Going To» er spennende.

Bassisten Jan Schlegel spiller her elbass, noe jeg skulle ønske han ikke gjorde. Jeg tror det ville fungert adskillig bedre med en skikkelig god kontrabasslyd i disse låtene.

Trommeslageren Dieter Ulrich passer perfekt inn i helheten. Hans litt løse og aggressive spill, passer sammen med Andersons måte å spille på.

Til sammen er dette blitt en plate i et slags Ornette Coleman-landskap, selv om lydbildet er et helt annet. Vi får en del flotte passasjer, særlig der hvor de roer litt ned og overlater scenen til Ziegele og hans altsaksofon, uten at Anderson deltar. Når de begge setter i, så forsvinner altsaksofonen i den røffe trombonelyden.

Men gjennomgående er dette blitt en fin innspilling. Den er variert og fin. Ziegele skriver fine låter, og kombinasjonen altsaksofon og trombone er tøff, selv om jeg kanskje kunne tenkt meg en trombonist som ikke spilte med «bar overkropp».

Jan Granlie, Salt Peanuts – a pan-Nordic/Baltic website, 3. mars 2016

 

 

 

Featuring Omri Ziegele on alto sax & compositions, Ray Anderson on trombone, Jan Schlegel on electric bass and Dieter Ulrich on drums & bugle. This is Swiss saxist Omri Ziegele's 8th disc for the Intakt label, after a series of discs with his band Billiger Bauer, plus a duo and trio with Irene Schweizer, inspired by African music. Although the Noisy Minority trio has been together since 1995, this is only their second disc. Mr. Ziegele loves to write songs which have that earthy, infectious quality which makes us all feel better. Veteran Downtown trombonist, Ray Anderson, who often straddles the inside and outside, swinging and freer terrain, is the perfect choice for this diverse frontline. On "Where I'm Going To", the quartet weave a series of somber free sections with some strong spoken word bits performed expertly by Mr. Ziegele over some sly charted parts. Eventually the two horns erupt into a series of explosive interplay with the rhythm team's tight support connecting all four members just right. I dig the prog-like structure of the title track, which keeps the rhythm team on their toes throughout. The longest piece, "Tolck" features a great, long and winding solo from Ray Anderson, who is in fine form. Both he and Mr. Ziegele build a long conversation as they weave around one another, telling a long story as they go. This is strong and spirited quartet date that just gets better every time I put it on. Perhaps the great Intakt label will do another residency at The Stone in the future so we can get an opportunity to hear this quartet. In the meantime, grab this treasure now!

Bruce Lee Gallanter, DownTownMusic Gallery, New York, 2016

 

 

 

Tom Gsteiger, Der Landbote, Winterthur, 7.6.2016

 

Eyal Hareuveni, All About Jazz, June 4, 2016

 

Frank von Niederhäusern, Züritipp, 9. Juni 2016

 

 

 

Christoph Merki, Tages-Anzeiger, Zürich, 10. 6. 2016

 

 

 

Jean Buzelin. Disques, livres & Co » Chroniques 2016. 14 Octobre 2016

 

 

 

 

 

Ken Waxman, New York City Jazz Record, November 2016


 

 

 

 

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