Anche un integralista come
Elliot Sharp a volte ritorna sul luogo del delitto. Con il suo look
da serial killer marziano degli anni cinquanta decide oggi di riesumare
il progetto Carbon, attivo dalla seconda metà degli anni ottanta
fino alla metà della decade successiva. Lo fa richiamando l'amica
Zeena Parkins con la sua arpa elettrica foriera di scanalature e zigrinature
piene di brividi. E con lei, si avvale nuovamente dei sample e dei synth
di David Weinstein e della sezione ritmica formata dal batterista Joseph
Trump e dal bassista elettrico Marc Sloan. I due sanno gestire il compito
loro assegnato con un lavoro bello tosto, neanche troppo lontano da
quello previsto in musiche alle quali siamo già abituati, come
il punk più irriverente o l'art-rock più d'avanguardia.
In pratica questa è la stessa formazione che a metà degli
anni novanta aveva registrato alcuni dischi e suonato dal vivo nel corso
di tour più o meno lunghi.
In questo Void Coordinates la musica scorre via feroce e ossessiva,
con aguzze schegge di vetro sottile e friabile che cadono continuamente
dalle finestre ormai diroccate. Lo sguardo è puntato sempre avanti
verso l'orizzonte che non si avvicina mai e rimane assolutamente immobile
a segnare il confine col cielo. Le dinamiche sono espanse senza paura,
cercando sempre di superare i limiti fisici degli strumenti.
Nelle esaustive note di copertina Elliot Sharp racconta le origini del
progetto, le implicazioni matematiche che passano dalla serie numerica
di Fibonacci alle intuizioni sui frattali di Benoit Mandelbrot e rivela
le influenze di Miles Davis e del suo On the Corner per questa
musica piena di ritmo e di suoni irreali. Un flusso pervasivo nel quale
è consigliabile immergersi, lasciandosi scivolare addosso le
scorie pungenti e le imperfezioni acide: tutto fa parte del gioco.
Valutazione: 3.5 stelle
Maurizio Comandini, All
About Jazz Italia, January 2010
CARBON hat seit 1983 so manche
Metamorphose durchlaufen. Nach der Hardcore-Phase als Trio mit Rick
Brown (V-Effekt) und Jonathan Kane (Swans) an den Drums steuerte ELLIOTT
SHARP das Downtown-Projekt durch eine Fibonacci- (Carbon, 1984) und
eine fraktale Mandelbrot-Phase (Marco Polo's Argali, 1985), eine orchestrale
(Larynx, 1987) und wieder eine kleinformatige rockende (Datacide, 1990,
bis Interference, 1995), die zuletzt - 1996 - noch einmal als Orchestra
mit dem Soldier String Quartet und Bassklarinetten Sharps Komposition
"Rheo_Umbra" aufführte. Dieses Quintett mit Zeena Parkins
(el. harp), Marc Sloan (el. bass), Joseph Trump (drums) - ja, der von
der Kiki Band - und David Weinstein (sampler, synthesizer) wurde nun
reaktiviert und golemt umeinander, als ob ihm Rabbi Sharp wieder ein
E auf die Stirn gezeichnet hätte. Void Coordinates (Intakt CD 163)
enthält 8 neue Kompositionen, numerologische Spring- und Stampftänze,
für die Sharp selbst mit Gitarre & 8-string Guitarbass knurscht
und schneidet wie ein jüdischer Superman. Teilchenphysik und Zellbiologie
spielen eine ebenso große Rolle wie Kabbalistik, den rhythmischen
Strukturen gingen wieder Sharp-typische Berechnungen voraus. Diese Strenge,
deutlich in den verschachtelten Takten von "Eukaryonic" und
"Eskatones" und dem repetitiven Duktus von "The Younger
Dryas" und "Index of Minerals", hat ihr Gegengewicht,
ihren Schatten, in Drones und Noise. Besonders schön zeigt sich
die weiche, vom Geist, der ein Knochen ist, gehütete Gärmasse
der Musik in Sharps Sopranosaxgesang beim drehwurmigen Cyberklezmer
"Caldron" und bei "Holoscene". Dem folgt dann noch
einmal ein motorischer Groove aus gehäckselten 16teln, der sich
zügig und mitreißend voran kämpft, zuletzt mit einem
Acellerando, als sei das Ziel schon in Sicht. Trumps dynamisches Gehämmer
ist nicht nur hier ein Trumpf, der sticht und sticht.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy Magazin 65, Deutschland, Winter 2009/2010
This is a reconvening for Elliott Sharp and his cohorts in Carbon—a
band that spanned the period between 1991 and 1996 – but anyone
familiar with the guitarist's work will quite rightly take it for granted
that this reunion has not resulted in the same old same old. If it has,
in any degree, it's only as a result of familiarity. None of the music
is an outgrowth of the tried and trusted, and indeed its sometimes indeterminate
nature might be symptomatic of re-acquaintance manifesting itself in
both new and previously unresolved tensions.
This is a band that deals in post-rock, including the negative connotations
of that term, as much as it does anything closer to the continuum of
creative improvised music. Thus, the blank riff of "Eukaryonic,"
devoid of all progression and sense of momentum, comes on as a step
too far for metal bands of all persuasions. The music's denseness –
metallic and percussive – is an incarnation of minimalism that
reaches out beyond the audible lack of resolution to a place where established
values are not so much subverted as bypassed.
The stealth of "Index of Minerals" could almost be the work
of a different band if it wasn't for the music's essentially static
nature. The harshness is tempered, though, by a reflective air and an
apparently shared affinity for not rending the moment. Sharp and harpist
Zeena Parkins map out territory that's the preserve of insects both
real and imagined, before the galumphing of bassist Marc Sloan and drummer
Joseph Trump undermines the impression and group's take on electronica
becomes clearly, infinitely shaded.
By comparison "Hypercubus" is alive with rhythmic subtleties
for all the pounding of Trump's bass drum. As a soloist, Sharp has long
since mapped out his own territory in the realm of free guitar; here,
the ferocity of his take on the art of rhythm guitar playing is as close
to unique as anyone out there. There's a common mindset between his
melding of strings, and the playing of Parkins and Sloan, but Sloan's
sampling adds that crucial extra layer.
"Caldron" is the antithesis of a lot of the rhythmic subversion
on offer throughout the rest of the disc. Gaudily, perhaps paradoxically
"tribal," the outcome is all too earthy, and not in a good
way. Still, the washes of sound—not the least of them being Sharp's
out-of-Lol Coxhill soprano sax—carry the day in a rare instance
of palpable evolution.
By Nic Jones, All
About Jazz USA, March 4, 2010
Elliott Sharp und
Carbon
Und mittendrin eine Badewanne
Von Christoph Wagner
Eine der klassischen
Gruppen der New Yorker Downtown-Szene ist erneut jenseits der Rockorthodoxie
unterwegs und landet dabei auch in Zürich.
Rockmusik, bis tief ins Indielager hinein, ist im Herzen ein erzkonservatives
Genre – innovationsresistent! Sie gleicht einer gigantischen Recyclingmaschine,
die fortwährend dieselben Songmuster, Beats und Liedinhalte neu
aufbereitet. An den Rändern gibt es Abtrünnige, denen es immer
wieder gelingt, aus dem Gefängnis der Orthodoxie auszubrechen.
Der New Yorker Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent Elliott
Sharp gehört dazu. Er hat mit «Void Coordinates» ein
neues Album veröffentlicht, das mit etlichen Konventionen bricht.
Mit seiner Gruppe Carbon überführt Sharp die elektrischen
Sounds des Rock, die Elektronik des Digitalzeitalters sowie die Dissonanzen
des Freejazz und der E-Musik-Avantgarde in ein neues aufregendes Format.
Zentrum des NY-Untergrunds
«Die Klanglichkeit ist auf Extreme ausgerichtet. Abstraktion und
Puls bestimmen den Kurs», beschreibt Sharp das Konzept. «Wir
spielen keine kurzen Popsongs mit Riffs, sondern ‹Sound-scapes›
mit Grooves, die sich auf elektronische Tanzmusik wie Jungle oder Techno
beziehen. In den Stücken gibt es genug Freiheit für jeden,
seinen eigenen Klang einzubringen und die Spielräume für Improvisation
zu nutzen, gemäss den verabredeten Strukturen und Vorgaben.»
Sharps Beziehung zur Rockmusik war nie eindimensional. Nach einem Musikstudium,
bei dem er ab und zu mit dem Avantgardekomponisten Morton Feldman (1926-1987)
über Kreuz ge riet – der Professor verwarf Sharps Kompositionen
als zu «soziolo gisch» –, war der Gitarrist, Saxofonist
und Klari-nettist 1979 nach New York gekommen, wo gerade die Punkrevolte
tobte. In kleinen Clubs und alternativen Auftrittsorten war die Hölle
los. Sharp tauchte kopfüber in den Untergrund. Es war absolut aufregend.
Sein Apartment war ein Loch ohne heisses Wasser und Heizung: Dafür
war die Miete billig.
Sharp klinkte sich in verschiedene Bandprojekte ein (unter anderem mit
Bill Laswell) und hob 1983 die Gruppe Carbon aus der Taufe, um Hardcore-Rock
mit Minimalismus und experimenteller Improvisation zu verbinden. 1983
debütierte die Band bei einem Festival in Soho, wo auch Sonic Youth,
die Beastie Boys und Lydia Lunch auftraten. Das war die eine Szene,
in der sich Sharp bewegte – die andere war die Clique um John
Zorn, die damals mit schrillen Noise-Improvisationen beschäftigt
war.
Das spirituelle Zentrum des New Yorker Underground hatte eine Adresse:
315 Bowery. Im CBGB hatte in den siebziger Jahren die Punkbewegung ihren
Ausgang genommen und die Ramones, Patti Smith und Television ihre ersten
Auftritte absolviert. Die Toiletten dort glichen einer Höhle: dunkel,
versifft, die Wände, Decke, Waschbecken und Kloschüsseln dick
mit bunter Graffiti besprüht. Ein Blick genügte, und es war
klar, welche Musik hier gespielt wurde: Punk, Hardcore, New Wave, Noise
– so schrill, laut und roh, wie man es sich nur vorstellen konnte.
Sharp trat regelmässig im CBGB auf. «Die Szene war auf Neues
aus. Erkundungen und Innovation wurden grossgeschrieben. Man unterstützte
sich gegenseitig und hatte viel Spass», erzählt der Gitarrist.
«Wir waren bettelarm, gingen gegenseitig zu unseren Auftritten,
schliefen und assen kaum. Es herrschte eine aufgeladene Atmosphäre.
Die Leute wollten Musik hören, wie sie sie noch nie zuvor gehört
hatten.»
Hörbare Mathematik
Der Sound von Carbon entsprach diesem Bedürfnis. Er war brachial,
tonnenschwer, geprägt von monotonen Drumbeats, schwebenden Tonballungen,
den exzentrischen Klängen selbst gebauter Geräuschtöner,
und wurde mit Wucht herausgeschleudert. Sharp, naturwissenschaftlich
gebildet, begann mit mathematischen Reihen zu arbeiten, die er für
seine Kompositionen nutzbar machte, indem er unterschiedliche rhythmische
Einheiten und harmonische Skalen ineinander verschränkte.
In die Hitparaden gelangte solche Musik nicht. «Um über die
Runden zu kommen, machte ich manchmal fünf bis sechs Jobs pro Tag»,
erinnert sich Sharp. «Am Vormittag spielte ich Musik für
eine Tanzklasse, am Nachmittag gab ich Gitarrenunterricht, um danach
mit einer weiteren Tanzgruppe zu arbeiten, bevor ich abends in einem
Club als Begleiter auftrat. Spätnachts gab ich dann mit meiner
eigenen Band ein Konzert, wobei es sein konnte, dass sich danach noch
ein Gig in den frühen Morgenstunden anschloss. Ich verdiente zehn
bis fünfzehn Dollar pro Engagement, manchmal weniger, manchmal
mehr. Aus Not arbeitete ich zusätzlich als Gebäudereiniger,
als Packer in einem Buchversand und als Kurier.»
Mit befreundeten MusikerInnen schloss sich Sharp zu einer Kooperative
zusammen. Sie nahmen ein leer stehendes Haus der Lower East Side von
Manhattan in Beschlag und renovierten das baufällige Gebäude.
Die Wohngegend war ein gefährliches Pflaster mit ausgebrannten
Häusern und Auto-wracks. Drogendealer und Gangs trieben hier ihr
Unwesen. Sharp bewohnte ein grösseres Zimmer, in dem Gitarren und
Gitarrenteile herumlagen. Ein Fahrrad lehnte an der Wand, und mitten
im Raum stand eine Badewanne. Er experimentierte zu dieser Zeit mit
neuartigen Techniken des Gitarrenspiels, wofür er Instrumente auseinandernahm
und neu zusammensetzte.
Ab in die Oper
Ein paar Alben genügten, und Carbon galt als eine der aufregendsten
Formationen der experimentellen New Yorker Downtown-Szene. Das reichte
aus, um die Band 1986 nach Europa zu bringen, wo sie bei den Taktlos-Fes
tivals in Basel, Bern und Zürich auftrat. Die Verbindung von strukturaler
Geometrie, Chaostheorie und minimalistischen Loops bei maximaler Lautstärke
stiess auf Resonanz. Sharp entwickelte das Konzept weiter und erweiterte
die Gruppe zu einem Orchester mit mehr als einem Dutzend Musiker Innen,
von denen allein vier Schlagzeug spielten. Anfang der neunziger Jahre
kam es zu einer Kooperation mit dem marokkanischen Musiker Bachir Attar,
dem Leiter der Master Musicians of Jajouka.
Danach schien das Konzept ausgereizt. Sharp wandte sich anderen Projekten
zu: Er arbeitete mit dem Ensemble Modern und dem Radiosinfonieorches
ter Frankfurt, schrieb Streichquartette und die Musik für Filme
und Tanztheaterproduktionen. Als Produzent holte er den Gitarristen
Hubert Sumlin, einst Hausgitarrist der Blueslegende Howlin' Wolf, in
seine neue Gruppe Terraplane. Zurzeit entwirft er an der Bayerischen
Staatsoper eine experimentelle Oper, in der Teenager aus Münchner
Schulen die HauptakteurInnen sind.
Nach fünfzehn Jahren Auszeit schien für Sharp die Zeit reif,
mit Carbon einen neuen Anlauf zu wagen. Ob Electronics, Samples oder
Laptopsounds: Viel Neues war inzwischen passiert, das in das Konzept
der Band integriert sein wollte. Eine Herausforderung, die Sharp gerne
annahm. Als Avantgardist weiss er: Stillstand ist Rückschritt.
Christoph Wagner, WOZ Die Wochenzeitung, Schweiz, 25.03.2010
Und er fährt wieder,
der Carbon-Express des umtriebigen Elliott Sharp. Ohne Rücksicht
auf Zeitgeist, Veränderungen des Geschmacks, der guten und der
schlechten Sitten gebiert Sharp ein neues Produkt aus der Carbonserie.
Wieder kompromisslos und originär, auf den alten Erfolgskodex vertrauend:
ein Werk von rücksichtsloser Subjektivität zu schaffen. Das
gefällt oder gefällt nicht, aber sicher nichts dazwischen.
Jedem Mitglied der auserlesenen Band wird die Gelegenheit gegeben, ordentlich
Lärm zu machen. Der Zeremoniemeister selbst ist ja auch nicht leise.
Wenn die Improvisationen dann diesen verrückt-vertrackten bluesigen
Ansatz bekommen, das Vibrieren innerhalb der Tortur nochmals mit neuem
Wehklagen beginnt, dann ist man dem Ziel nahe, der nackten Katharsis.
Die pumpenden Allegorien von Bassgitarre, Harfe, Schlagzeug, aufgeladen
durch die schneidenden Samples von Weinstein, ergeben dann eben solch
irisierende Hörbilder wie sie im Stück 'Caldron‘ in
beinahe exemplarischer Weise generiert werden. Wie einfach es gehen
kann, zeigt das aus einem simplen, dreckigen Grundriff entwickelte,
ekstatische 'Eskatones‘. In den 70er Jahren hätte man wohl
als Gebrauchsanweisung auf das Cover geschrieben: Play It Loud! Heute
kann man nur empfehlen, sich 'Void Coordinates‘ allein (oder mit
wirklich geeigneten Hörern) einzuverleiben, sonst gibt es sicher
Ärger.
Ernst Mitter, freiStil #30, Österreich, April / Mai
2010
Jörg
Konrad, Jazzpodium, Deutschland, April 2010
Bjarne
Soltoft, Jazznytt, Norway, Nr.2 / 2010
Alfred
Krondraf, Concerto, Österreich, April/Mai 2010
Carbon waren immer eine der
besten Bands aus der avancierten New Yorker Szene: 1983 traten sie in
der dortigen Hardcore und Improv-Szene in Erscheinung und stellten ihren
lauten, metallischen, rohen, komplexen und extrem groovigen Impuls neben
musikalisch komplett diversen Leuten wie Lydia Lunch, Swans, Beastie
Boys oder Sonic Youth vor - das alles galt damals auch als "Downtown
Szene", ein eher geografisch-ästhetischer denn musikalischer
Begriff. Bald schon wendete sich Mastermind Elliott Sharp von diversen
Entwicklungen und ästhetischen Totems der Postmoderne ab. Die Beschäftigung
mit algorithmischer Komposition, die bei ihm schon 1984 begann, ließ
ihn indes niemals seine Kante verlieren, wie Kraftpakete wie Carbons
"Six Songs" von 1985 eindrucksvoll zeigten. Die zunehmende
Organisation der Musik durch mathematische Prinzipien, auch und gerade
in seinen Kunstmusikarbeiten, ließen ihn jedoch auch des weiteren
nie die impulsiv-effektive Rohheit, Energie und zwingende Psychoakustik
von Punk, Industrial, Free Jazz und des seriellen Minimalismus vergessen,
den er mit Carbon so kongenial wie nie zuvor kanalisieren konnte. Dies
Album legt erneut eindrucksvoll Zeugnis davon ab.
by HONKER, made my day, TERZ 05.10, Deutschland, 1.05.2010
Pirmin
Bossart, Jazz 'n' More, Schweiz, Mai/Juni 2010
Ulrich
Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung, Deutschland, 7. Mai 2010
Remco
Takken, Jazzism, Nederlande, Zomer 2010
In aggiunta al contributo
world di Xung Fengxia e soprattutto alle grandi rentrée di Fred
Frith, si accresce l’ala pop di Intakt Records, che continua a
far incetta di nomi interessanti e di carattere. Considerato il "Jimi
Hendrix delle musiche eterodosse", compagno d’impervie strade
di Zorn, Previte, Horwitz etc. Elliott Sharp è multi strumentista
che non solo delle predilette chitarre-basso ha ripensato la struttura
e gli approcci, intraprendendo una seconda vita musicale distaccatosi
dalla scena downtown e soprattutto dai detestati "totem del post-modernismo
– appropriazione, destrutturazione e ironia" – e appassionandosi
piuttosto a speculazioni matematiche, quali le sequenze di Fibonacci
e ancor più la geometria dei frattali, la cui resa matematica
di turbolenza, casualità apparente e caos sembravano ispirare
una musicalità ideale. E le tracce di Void Coordinates, apparentemente
improntate ad una rivisitazione del rock psichedelico, sono una dichiarata,
ulteriore ricerca sull’esatta localizzazione del vuoto e sull’eliminazione
di ogni punto di riferimento: la libertà ha comunque dei fondamentali,
ed il lavoro qui s’intesse e nutre di ritmiche complesse, sub-groove
e stratificazioni tonali. Incedendo su tribalità da macchina
intelligente, l’assorta e assertiva chitarra protagonista si poggia
senz’accomodamenti sui più vivaci predecessori, distaccandosene
ancora nella poca prevedibilità delle forme, cui il lavoro in
elettronica dona però accuratezze di tessitura e peculiari interfacce
timbriche. Grande partecipazione della motivata band (che schiera tra
gli altri l’arpista elettrica Zeena Parkins e il sampling-master
David Weinstein) nella proposta di un avant-rock parallelo e che con
enigmatiche valenze si presta a rinnovati ascolti random e personalizzati.
Voto artistico: 8
Voto tecnico: 8.5
Romualdo Del Noce, www.suono.it,
Italy, Suono n° 441 del 6-2010
Elliott Sharp’s Carbon
was a key part of the loud Downtown rockism of the ‘80s. Alongside
the exploratory outbursts of Naked City, the manic sloppiness of Shrek
and the blues-rock proficiency of The President, Carbon represented
a spirit of inventiveness with a prog-like precision. While the stature
and varying projects of Sharp and the other members of the band (notably
Zeena Parkins) grew, the band carried on until the mid ‘90s, even
morphing into the large-scale Orchestra Carbon in their later years.
The band resurfaced with last year’s limited edition live disc
Serrate (on Sharp’s own Zoar label) and now solidifies their return
with a set of eight new compositions recorded in studio for the Swiss
label Intakt.
The band reunited here could be called the ‘classic’ Carbon,
the band responsible for the 1991-95 recordings, which are the strongest
that appeared under the name. Bolstering Sharp’s various electrified
strings (and the occasional soprano sax) and Parkins’ electric
harp are bass guitarist Marc Sloan, drummer Joseph Trump and David Weinstein
on sampler and synthesizer. Coming together some 15 years later, the
quintet is every bit as ready to dig into the metered, angular, pounding
music Sharp composes for them. While the sound is certainly similar
to other of Sharp’s projects - the mathematical structures and
heavy polyrhythms are in full force - it’s a freer band than many
that followed. Within the mix can be heard the punk energy of his (even)
earlier days, the blues leanings of Terraplane and even some psychedelic
use of electronic effects. But most and best, of all, the band sounds
like Carbon, proving they have the density and stability of their namesake
element.
Kurt Gottschalk, AllAboutJazz New York, USA, July 2010
Christoph
Wagner, Jazzthetik, Deutschland, Juli/August 2010
Nearly every album by guitar
whiz Elliot Sharp intimates a sound-shaping experience, loaded with
surprises and ingenuity. His long-running Carbon band is primarily steeped
in hardcore avant-garde rock mania, spiced with sizzling meltdowns and
free-jazz style improvisation.
On "Fermion," the quartet launches a haunting sonic assault,
which at times may seem like anti-pop morphed with metal-lite. Zeena
Parkins' resonating electric harp lines project a tuneful yet ominous
vibe, as the band delves into a minimalist-hued motif, followed by Sharp's
powerful crunch chords and drummer Joseph Trump's peppy backbeats. Moreover,
the band surges into a musical netherworld, abetted by Sharp's psyched-out
and fuzz-toned melee attack, atop flickering electronics effects and
rippling chord progressions.
"Fermion" duly highlights, in particular, Carbon's idiosyncratic
aura; Sharp's modus operandi often residing somewhere between neo jazz-fusion,
avant psychedelic rock and galvanizing free form expressionism.
Glenn Astarita, AllAboutJazz,
USA, August 31, 2010
Spinning disks by Carbon
may be something like facing off against an ancient Greek army. Traditionally,
such battles began with big, intimidating displays of each army's prowess
and exchanges of insults, with the real violence held in abeyance. What
this metaphor amounts to musically, here, involves the flurries, disturbances,
and displays that arise frequently from the sonic backdrop of the compositions.
Drummer Joseph Trump and bassist Marc Sloan tend to lock into spacious-but-insistent
patterns that, while exhibiting composer/leader Sharp's penchant for
mathematical complexity, exude a certain soldierly air. This rhythmic
stasis provides room for the pyrotechnic displays from Sharp, Parkins,
and Weinstein, as they take turns briefly emerging from the line of
battle to whirl their swords and strike fear into the hearts of the
enemy.
Take track 3, "Cauldron," for example. The piece has a more
psychedelic feel than the first two tracks, with its swirling echoes
and the ululations of Sharp's soprano saxophone. The music and its title
are somewhat evocative of an ecstatic, primitive dance. And as the drums
pound along, prodding the lead instruments into a frenzy, the sense
of impending threat remains — perhaps that of a tribe whipping
itself up for battle.
Is all of this hawkish imagery meant to imply that the listener is the
enemy? Hardly. Certainly no more than for the lines of ancestry from
which Carbon emerged. In rock, for example, from Link Wray through Thin
Lizzy to Rage against the Machine and onward, copping a stance of menace
has served as a form of catharsis for band and audience alike. Jazz,
too, is not above a healthy serving of outright 'tude, especially notable
on such albums as Miles' "Bitches Brew." And with the Roland-like
peals of Zeena Parkins' harp floating above the easy groove of "Fermion,"
thoughts of that Miles Davis classic are hardly a stretch.
References to the legacy of Carbon's music here would seem incomplete
without reference to King Crimson and British prog generally. Sharp
as a guitarist has a penchant for jagged repeated figures that, when
dancing above the afore-mentioned off-kilter rhythms, easily connote
1980's Frippery. Some, segments like the intro to "Index of Minerals,"
with its bright, open feel, are somewhat reminiscent of Hackett-period
Genesis. In general, though, Carbon is a much grittier band than those
predecessors. The angst and tribalism of no wave and punk have informed
Carbon's aesthetic (Sharp is, after all, an SST alum) and the compositions
and performances on this disk are generally far-removed from the pretensions
of progressive rock.One of the most exciting elements of "Void
Coordinates" is the degree to which the pieces differ from one
another. This is only a five piece group, but this fact is belied at
times by the differences between the compositions. Even compared to
many earlier Carbon albums, the degree to which this disk sounds like
the same band from track to track is relatively minimal. While each
of the players wields at least two instruments except for electric harpist
Parkins (who nevertheless clearly uses effects that radically change
her instrument's sound) the pieces themselves lend themselves to exploring
different approaches and nuances of the quintet setting. There is much
here to reward repeated listening.
Wyman Brantley, The Squid's Ear, USA, 2010-08-26
ZWISCHEN DEN RILLEN
MC Elliott Sharp
Elliott Sharp/Carbon: "Void Coordinates" (Intakt/No Man's Land)
Das neue Album von Elliott Sharp nimmt man nicht wahr, man erfährt es. Nach einer Stunde und hundertdreißig Sekunden erschließt sich die Leere vermeintlicher Stille als Oase an weiter schwingenden Klängen, Geräuschen und Rhythmen.
Wie außer ihm vielleicht noch der Saxofonist John Zorn steht Sharp für eine offene, Genregrenzen sprengende Spielweise. Und er erreicht diesen Effekt durch die maximale Verdichtung ausgedehnter Instrumentalklänge und ihre scheinbar endlose Wiederholung. Er operiere "im Dienste von Groove und psychoakustischer chemischer Veränderung", ist im Booklet von "Void Coordinates" zu lesen.
Als Zeremonienmeister der Gitarren und Electronics, von Sopransaxofon und Komposition fordert Sharp von seinen Bandmitgliedern erweiterte Aufmerksamkeit, sowohl im Zusammenspiel als auch im Umgang mit dem je eigenen Instrument. Die Besetzung von Carbon hat bis heute unterschiedlichste Stadien durchlaufen, ganz so wie der Namensgeber Kohlenstoff die größte Vielfalt an chemischen Verbindungen eingehen kann.
Bereits 1983 gehören zu Carbon neben Sharp immer zwei, von Konzert zu Konzert wechselnde Schlagzeuger. Nicht Jazz ist die Antriebsfeder, sondern Hardcore-Punk und die Experimentierfreudigkeit der freien Improvisationsszene. Sharp nimmt die Bassklarinette sowie selbst erfundene Instrumente in die Anordnungen mit auf. Er experimentiert mit Verstärkern und Lautstärke. Ihn interessieren die Bedingungen der Klangerzeugung selbst im Bestreben, Groove gleichzeitig erden und ausarten zu lassen.
Sharp nähert sich den Gitarrensaiten anhand der Fibonacci-Zahlen. Er stimmt sie im Verhältnis der Zahlenreihe ab und ändert seine Spielweise dahingehend. Zur Posaune greift er, um lautmalerische Klänge zu integrieren. Das Debütalbum von Carbon auf Sharps eigenem Label zOaR Records konfrontiert sein Spiel auf diversen Instrumenten mit dem eines Trompeters und dem forcierten Groove dreier Schlagzeuger. Die Klangphilosophie von Carbons Live-Auftritten stellt auch das Gerüst für "Void Coordinates". Kaum bearbeitet, führen acht Titel von Elementarteilchen zu Stadien der Erdgeschichte über Organismen und vierdimensionale Würfel. In Sharps Koordinatensystem verselbständigen sich die Klänge von ihren Erzeugern zu gemeinsam pulsierenden Klangwolken.
In sich geschlossene Einheiten werden in Wiederholungen geschichtet, die Dringlichkeit des komplexen Gebildes aus kontinuierlicher Textur und unerwarteten akustischen Reibungen überträgt sich auf die Hörer. "Void Coordinates" zwingt sich auf und belohnt den Ritt durch schroffe Landschaften mit läuternder Wirkung.
Für Sharp selbst werden die Songs zur zweiten Natur, natürliche Phänomene dienen ihm als Modell, um Zufall und Chaos in Strukturen auszuspielen und weiterzutragen. Folgerichtig zeigt das Albumcover die Fraktale einer verwüstenden Fläche vor selbstähnlichen Gesteinsschichten.
FRANZISKA BUHRE, TAZ, Berlin, 3.12.2010
Artikel über Elliott Sharp, Wolf Kampmann, Jazzthing, Deutschland, Juni/Juli/August 2011 |