INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
Barry Guy
Portrait. Intakt CD 123

 

 


Barry Guy

Den Freiheiten auf der Spur


Seit dreissig Jahren gehört Barry Guy zu den Zentralfiguren der europäischen Free Music-Szene. Zugleich hat sich der britische Bassist einen prominenten Namen gemacht als Komponist aussergewöhnlicher Werke der zeitgenössischen E-Musik. Und als international anerkannter Interpret von Barockmusik. Zu seinem 60. Geburtstag veranstaltet der Zürcher Jazzclub Moods ein zweitägiges Barry Guy-Festival.

Christian Rentsch

124 Free Music-Platten und CDs hat Barry Guy, der am 22. April 60 Jahre alt wird, aufgenommen, 40 allein in den vergangenen zehn Jahren: Soloaufnahmen, Duo-, Trio-, Quartett-Aufnahmen, mit Gruppen unterschiedlichster Besetzung und Grösse bis hin zu den grossorchestralen Werken mit dem London Jazz Composers Orchestra (LJCO) und dem Barry Guy New Orchestra.
Dazu kommen weit über ein Dutzend Platten mit Kompositionen, die Barry Guy im Bereich der Neuen E-Musik geschrieben hat. Und über ein Dutzend Platten mit Barock-Musik, die er zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Violinistin Maya Homburger, aufgenommen hat. Und schliesslich rund 300 Platten, auf denen er als Orchestermusiker so renommierter klassischer Ensembles wie Christopher Hagwoods Academy of Ancient Music und anderer zu hören ist: Alle Beethoven Sinfonien, jede Menge Haydn, Mozart, Purcell, Händel, Vivaldi und vieles anderes mehr.
Wer ihm, der seit einigen Jahren in der Nähe von Zürich lebt, beim Spielen zusieht, wie er hin- und herwogt, mit seinem Bass tanzt und ringt, ihn mit weit ausholenden Bogenbewegungen streicht, ihn zupft, an den unmöglichsten Stellen streichelt, kitzelt und schlägt, ihn liebevoll misshandelt, damit er all diese Töne und Klänge von sich gibt, die Guy aus ihm herausholen will, der ahnt die unbändige Energie, aber auch die Neugier, mit der Barry Guy seine Musik betreibt.

Musik in Zeiten des Aufbruchs
Musik hat er irgendwie schon immer gemacht; in der Schule spielte er ein bisschen Trompete, ein bisschen Ventilposaune, dann auf einem einsaitigen Zupfgeigenbass aus einer alten Teekiste, wie sie damals von Skiffle-Groups verwendet wurden. Später, bereits mit einem richtigen Stehbass, etwas traditionelleren, dann etwas moderneren Jazz. Noch aber war Musik nicht das Gravitationszentrum seines Lebens. Gern wäre Barry Guy Architekt geworden. Für die Aufnahmeprüfung aber fehlten ihm die richtigen Diplome. So arbeitete er als Lehrling bei einem Architekten, der vor allem gotische Kirchen restaurierte.
Es war Vietnamkrieg, die Zeit der Hippies und der intellektuellen Grossdebatten. Im Haus eines Freundes, einem prominenten Vietnamkriegsgegner, gab es an den Hausparties nicht Rock'n'Roll und Bob Dylan, sondern zeitgenössische Musik: Strawinskys "Le Sacre du Printemps", Musik von Penderecki, Xenakis und Stockhausen. Eine Zeit, in der fast alles möglich schien. Barry Guy schrieb sich am renommierten Guildhall College in London ein, nahm ein Bass- und Kompositionsstudium auf, lernte die Klassiker und Modernen genauer kennen und verstehen. "Jeder Tag brachte eine neue Entdeckung", sagt er, "ich war wie ein Schwamm, der alles aufsog."

Im Zentrallabor der neuen Musik
Als er in einer Kneipe den Posaunisten Paul Rutherford kennen lernte, bat er ihn, eine seiner Übungen für den Kompositionsunterricht mit Passagen für Posaune und Altsaxophon zu spielen. Über Rutherford kam er in Kontakt mit dem Saxofonisten Trevor Watts; über die beiden gelangte der 19jährige schliesslich ins musikalische Zentrallabor einer völlig neuen Musik: in den Little Theatre Club. Hier traf sich eine verschworene Gemeinschaft junger Jazzmusiker, die keine Lust mehr hatten, einfach den grossen amerikanischen Vorbildern nachzuspielen. Hier stand, wie draussen auf der Strasse, in den Wohngemeinschaften und den politischen Diskursen, die Freiheit auf dem Programm. Hier wurde experimentiert, sprengten die Musiker das Diktat der fixen Harmonieabläufe und fixen Rhythmen. Man stellte in Frage, war auf der Suche nach neuen Klängen, neuen rhythmischen Intensitäten, neuen Ausdrucksmitteln und Strukturen, und vor allem nach neuen Formen des freien Zusammenspiels.
Bald war Barry Guy so etwas wie der Hausbassist des Little Theatre Clubs. Und er brachte mit ins Spiel, was er tagsüber in den Kompositionskursen entdeckte, die Errungenschaften und Freiheiten der Neuen Musik: von Webern, Berg, Boulez, und Messiaen, die Zwölftonmusik und die Möglichkeiten grafischer Notation. Die Gruppen, die um den Club herum entstanden und mit denen Guy damals spielte, gehören alle rückblickend zu den Pioniergruppen einer Free Music, die sich erstaunlicherweise völlig anders entwickelte als die musikalischen Befreiungsversuche auf dem europäischen Festland: das Spontaneous Music Ensemble mit Trevor Watts und dem Schlagzeuger John Stevens, das Trio des Pianisten Howard Riley, Watts Gruppe Amalgam, das Trio Iskra 1903 mit Rutherford und dem Gitarristen Derek Bailey, die Gruppe um den Schlagzeuger Tony Oxley, später das Trio mit dem Saxofonisten Evan Parker und dem Schlagzeuger Paul Lytton.

Ungebärdig, heftig, unausgewogen, aber frei
Und Barry Guy mittendrin als eine der Zentralfiguren dieser ganzen Entwicklung. 1970 initiierte er das berühmteste aller britischen Free-Ensembles, das London Jazz Composers Orchestra. Im 21köpfigen Orchester sass fast alles, was damals in der britischen Free-Szene Rang und Namen hatte. Hier ging es darum, die in den diversen Kleingruppen entwickelten Errungenschaften in einen grossorchestralen Zusammenhang zu bringen. Und auch die Möglichkeiten der Neuen E-Musik fruchtbar zu machen. 1971 wurde Barry Guys siebenteilige, anderthalbstündige Suite "Ode" in London uraufgeführt.
Ein Monster von einem Werk, ungebärdig, heftig, unausgewogen, aber frei. Die Idee: Einen komponierten Gesamtrahmen zu schaffen, in dem die einzelnen Musiker mit ihren unterschiedlichen "Forschungsmethoden" zur Geltung kommen können und unterschiedlichste Improvisationskonzepte nebeneinander ihren Platz haben. In der Suite gab es alles, Solopartien, alle möglichen Trio- und Quartettpassagen mit oder ohne Orchesterhintergrund bis zu gewaltigen, lärmenden Bläsertuttis. Ausgeschriebene Passagen, anderswie notierte Abläufe und völlig freie Kollektivimprovisationen. Kleine motivische, aber frei interpretierbare Strukturen, Unisono-Passagen, Bläser-Ostinati, Cluster-Orgien, massige Klangflächen.
In den folgenden Jahren, in denen das LJCO mangels Auftrittsmöglichkeiten nur noch sporadisch auftrat, versuchte Guy mit seinen Kompositionen, die Abläufe, wie er sagt, immer stärker zu kontrollieren, um die immensen Energien, die in der Free-Music stecken, besser zu bündeln. Sehr zur Unfreude der Musiker, die immer mehr Mühe hatten, aus den komplexen Arrangements heraus blitzschnell in ihre eigene Musik auszubrechen.

Die Überraschung planen
Neben der Arbeit mit seinen diversen Free-Music-Gruppen und dem LJCO, und neben seinem "Brotjob" als Bassist in Sinfonieorchestern, schrieb Guy anfangs der 70er Jahre auch seine grösseren "klassischen" Kompositionen. "D", eine 18minütiges Arbeit für Streichorchester, wurde 1974 vom BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Pierre Boulez uraufgeführt, es folgten eine ganze Reihe weiterer, zum teil preisgekrönter Kompositionen für Kammerensembles und grössere Besetzungen, die unter anderem vom Kronos Quartet, der London Sinfonietta oder vom SWF-Radiosymphonieorchester aufgeführt wurden.
Trotz des experimentellen Charakters seiner E-MusikWerke blieben "Klassik" und Free Music für Guy immer streng getrennte Welten. "Als klassischer Komponist gehe ich von eigenen musikalischen Ideen aus, ich entwickle sie nach meinen Vorstellungen und bringe sie in eine Form, die sich bei jeder Interpretation immer gleich bleibt. Wenn ich Free Music-Stücke schreibe, schaffe ich dagegen Rahmenbedingungen, in denen sich ein ganz bestimmter Improvisator am besten entfalten kann, und ich denke mir Konstellationen aus, in denen sich spontan auch Unvorhergesehenes ereignen kann."

Nicht ohne Zürich
Während Guy als gefragter Orchestermusiker um die Welt düste, mit seinen diversen kleineren Gruppen weiter experimentierte und "klassische" Orchesterwerke schrieb, wurde es ruhig um das LJCO. Wieder zum Leben erweckt wurde es erst, als das Orchester 1987 von der Fabrikjazz- und taktlos-Gruppe zu einem Konzert in der Roten Fabrik eingeladen wurde. Nach dieser Premiere vergab das taktlos-Festival zwei Kompositionsaufträge an Guy und den Saxofonisten Anthony Braxton, die 1988 in Zürich, Bern und Basel uraufgeführt wurden. Seither sind in enger Zusammenarbeit mit Fabrikjazz und dem Zürcher Intakt-Label von Patrik Landolt und Rosmarie Meier neun Werke für das LJCO entstanden, darunter auch Kompositionen für die Pianistinnen Irène Schweizer und Marilyn Crispell und für die Sängerin Maggie Nicols.

So spektakulär "Ode" als Urknall des LJCO gewesen war, so kam Guy mit seinen Werken ab 1987 doch zu sehr viel überzeugenderen Lösungen. Dank der langjährigen Kompositionspraxis, aber auch durch die lange gemeinsame Spielerfahrung mit den meisten Musikern des Orchesters gelang es Guy weit besser, die notierten Ensemblepassagen mit den unterschiedlichen Spielsweisen der Solisten zu verschränken. Disparateste musikalische Elemente zwischen hochmelodischen oder hymnischen Themen und abstrakten Passagen, Geräuschhaftem und wilden Erruptionen zu einem "runden" Gesamtwerk zusammenzuführen. Und die einzelnen Ensemblepassagen freier und skizzenhafter zu konzipieren, ohne dass deshalb die "Kontrolle" über die Abläufe verloren ging.

Die Bands in der Band
Aber erst durch die Halbierung des Orchesters zum nur noch 10köpfigen New Orchestra vor sechs Jahren fand Barry Guy eine Konstellation, die ein nahezu perfektes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Kontrolle ermöglicht: Im Kern besteht das neue Ensemble aus zwei gleich besetzten, frei improvisierenden Saxofon-Bass-Schlagzeugtrios, mit denen Guy seit Jahren intensiv zusammen spielt: Parker/Lytton/Guy und Mats Gustafsson/Raymond Strid/Barry Guy. Und: Mit der Pianistin Marilyn Crispell hat Guy eine Pianistin, die schon mit beiden Trios intensiv gearbeitet hat. Dazu kommen mit dem Trompeter Herb Robertson, dem Klarinettisten/Saxophonisten Hans Koch, dem Posaunisten Johannes Bauer und dem Tubaspieler Per Ake Holmlander vier erfahrene Bläser, die als erfahrene Ensemblespieler einen grossorchestralen Sound ermöglichen und mit den verschiedensten Notationstechniken vertraut sind, die Guy aber auch als brillante, eigenwillige Solisten mit unterschiedlichsten Spieltechniken einsetzen kann.
Aus dieser Konstellation ergibt sich eine ganze Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten je gut "eingespielter" Untergruppen. So entsteht ein bisher noch nie erreichtes Gleichgewicht zwischen Improvisation und Notation, zwischen Freiheit und "Kontrolle". Denn - überspitzt formuliert: Die Musiker laufen, ihren eigenen Intentionen folgend, genau dorthin, wo Guy sie hinhaben will. Und umgekehrt: Die Solisten und Untergruppen erfüllen genau die Intentionen des Komponisten, eine kollektive Musik zu entwickeln, ohne die Freiheit des Einzelnen einzuschränken.
Christian Rentsch, «Jazz ’n’ More», März/April und «Die Wochenzeitung», Zürich, 08.03.2007

 

 

 


Der britische Jazzbassist und Komponist Barry Guy im Moods
Widersprüche lösen

Barry Guy ist ein Multitalent. Ob Free Jazz, Barockmusik oder klassische Avantgarde; ob Kontrabassist, Komponist oder Dirigent - der Brite, der im April sechzig wird, ist in allem versiert. Über ein Festival, das ihn am 15. und 16. März im Jazzklub Moods ehrt, sprach Guy, der seit ein paar Jahren in der Schweiz wohnt, mit Christoph Wagner.


Barry Guy, Geburtstage laden stets zu Rückblicken ein. Gab es irgendwann einmal eine Weichenstellung, die den Kurs Ihrer Karriere änderte?

Barry Guy: Ende der achtziger Jahre war vielleicht so ein Punkt erreicht. Mir wurde klarer, worauf ich mich in Zukunft konzentrieren wollte. Ich hatte meine Frau Maya Homburger getroffen, und wir zogen aus London weg. Wir wollten uns verstärkt unseren eigenen musikalischen Projekten widmen. Ich spielte damals sowohl freie Improvisationsmusik als auch - des Geldes wegen - in diversen Orchestern Frühbarock und klassische Musik, was mein Leben sehr komplex machte. Ich hatte das Gefühl, dass ich es womöglich eines Tages bereuen würde, mich nicht stärker aufs Komponieren und auf die Arbeit mit dem London Jazz Composers Orchestra konzentriert zu haben. Maya war an einem ähnlichen Punkt angelangt: Sie wollte ebenfalls nicht ewig Orchestermusikerin bleiben, sondern sich mehr ihren solistischen Vorhaben widmen.

Was waren die praktischen Konsequenzen dieser Entscheidung?
Mit der Orchesterarbeit aufzuhören, gab mir mehr Zeit, zu recherchieren und über Kompositionen nachzudenken. Davor komponierte ich meistens in den Stunden nach einem Konzert und vor den Proben am nächsten Tag. Zeit zu haben, über Musik zu reflektieren, half den Kompositionen sowie meinen improvisatorischen Aktivitäten und machte mich freier und offener. Ich entdeckte die Schönheit des Tons der Barockvioline und lernte, diese Klänge zu nutzen.

Sie spielen viel frei improvisierte Musik. Das Trio mit dem Pianisten Augusti Fernández klingt nun aber anders als der eruptive Free Jazz, für den Sie bisher bekannt waren. Wird man im Alter milder?
Nein, nein (er lacht). Das hat nichts damit zu tun. Die Musik basiert auf Ideen von Augusti Fernández. Es geht darum, die Stille zu erkunden. Es ist ruhige, poetische Musik. Dieses Trio ist interessant für mich, weil ich anders spielen muss als sonst. Reduktion ist gefragt, und das bedeutet: Weniger! Weniger! Weniger! Es war eine Herausforderung für mich, eine leisere Art des Spielens zu entwickeln. Ich habe gerade ein Buch über Samuel Beckett gelesen, in dem er den Arbeitsprozess mit der Schauspielerin Billie Whitelaw beschreibt. Beckett forderte dauernd: "Keine Farbe! Keine Farbe! Keine Farbe!" Das Trio verlangt von uns eine ähnlich radikale Beschränkung. Es war faszinierend, in diesen für mich neuen musikalischen Raum einzutreten.

Sie improvisieren meistens im Trio. Was fasziniert an der Dreier-Konstellation?
Die Jazz-Historie kennt zwei verschiedene Trio-Formationen: das klassische Piano-Trio mit Klavier, Bass und Schlagzeug sowie das Saxophon-Trio mit Bass und Schlagzeug. Diese beiden Kombinationen haben seit Jahrzehnten interessantes Terrain erforscht. Wir setzen diese Erkundungen jeweils auf unsere Weise fort. Es ist spannend zu sehen, wie man immer wieder neu zusammenfinden kann. Nach mehr als drei Jahrzehnten stosse ich zum Beispiel im Trio mit dem Saxophonisten Evan Parker und dem Schlagzeuger Paul Lytton immer noch in Klangräume vor, wo wir noch nie waren, was sehr ermutigend ist.

Ihre letzte grosse Komposition, "Folio", ist ein Orchesterwerk, das improvisatorische Teile enthält. Wie geht das zusammen?
Bei "Folio" waren zwei Soloviolinistinnen und ein Streichorchester beteiligt, die nicht mit der Technik der freien Improvisationen vertraut sind. Dieser Ausgangslage musste das Stück gerecht werden. Deshalb suchte ich nach einer Möglichkeit, meine freien Improvisationen auf dem Bass in das Stück einzubauen. Ich habe sie als Kommentare zu den Orchesterteilen angelegt. Eine andere Herausforderung war, die leise Barockvioline gegenüber dem machtvollen Orchester zur Geltung zu bringen.

Ihr Geburtstags-Festival spannt einen weiten Bogen: von total improvisiertem Jazz bis zu Musik, in der jeder Ton festgeschrieben ist. Was ist das Verbindende?
Mir geht es vor allem darum, immer wieder auf neue Weise die Möglichkeiten des Verhältnisses zwischen Komposition und Improvisation auszuloten und dabei vielleicht ein paar Widersprüche zwischen den beiden unterschiedlichen Formen zu lösen, sie in einen fruchtbaren Zusammenhang zu stellen.
Christoph Wagner, Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2007

 

 

Portrait Barry Guy: March 15-16

Barry Guy, Moods, Zurich, Switzerland
March 15-16, 2007

How does a musician with a career approaching 40 years begin to attempt “summarizing” it for a two-day festival? The answer, in the case of British bass innovator Barry Guy, is to not. Given the opportunity to present a “Portrait” of himself, Guy, along with festival organizers Maya Homburger and Patrik Landolt, instead chose to reflect on the past by remaining squarely in the present, with a handful of current projects. These succeeded in revealing different facets of this amazing player and painting that broad portrait attendees might have been expecting. The performances reflected much of the music on the newly released, and in some ways accompanying, CD Portrait Barry Guy (Intakt, 2007).
The two-day event took place at Zurich’s modern and inviting Moods nightclub. Guy has made Switzerland his home for some years but previous concerts he gave in the city were held in concert halls. Moving the proceedings to a club setting was more intimate but in some way perhaps stripped away some of the significance that Guy, as a player, leader and composer, deserved.
But that did not affect the music’s impact or dilute its astonishing breadth. The first evening was a two group affair: Guy’s duet with Homburger, who plays an array of Baroque violins and a recital of the most recent suite for Guy’s New Orchestra, a group encompassing some of Europe’s best improvisers. The duet performance was a lovely and accessible introduction to Guy’s prodigious technique. A mixture of period pieces, mostly by composer H.I.F. Biber, and Guy originals, highlighted the sonorities that Guy attempts to bring to all his projects. The ‘traditional pieces were exercises in stirring melody and counterpoint, Guy’s instrument having a particularly vocal quality. The originals were very focused demonstrations of Guy’s advanced techniques: bowing, percussion, preparations—in Guy’s hand the bass becomes a truly three-dimensional instrument.
For the second portion of the evening, the New Orchestra—Agusti Fernandez, Evan Parker, Mats Gustafsson, Hans Koch, Johannes Bauer, Herb Robertson, Per Åke Holmlander, Raymond Strid, Paul Lytton and Guy—performed “Oort Entropy”, an expansive three-part piece. Guy has always structured his big bands differently than say the Globe Unity Orchestra, reveling in structures and textures in relief. Each section began with one of the reed players in duet with Guy and included long dreamy solo piano segments by Fernandez. In between different moments reflected the range displayed in the earlier bass/violin duet. There were moments of ‘chaos’ but also many others which were premeditated for maximum textural effect. Guy accomplished what every big band leader must: writing and leading music which allows a collection of supremely talented individuals sound like a unit while retaining the individuality that makes them appealing in the first place.
For the second evening, the focus shifted more to Guy the sensitive accompanist and Guy the improviser. A new trio with Fernandez and percussionist Ramon Lopez played a lengthy set of pieces from their new album Aurora (Maya). With Guy’s facility, the format of piano trio became one of two lead melodic instruments supported by sparse, almost contradictory, rhythms. Though the intent was one of confluence, often the music shot off into three directions, moving through dense thickets into open fields. This group is less traditional jazz than it is chamber music, a twist akin to the bass/violin duet being less a recital than an exploration and the big band often working in smaller units. Before the most anticipated set of the two days, the Demenga Brothers, cellists both, played a brief set of three compositions, including one written for them by Guy.
Guy’s extended techniques and ear for counterpoint were evident on his own piece as well as one Baroque reading and an original mini-suite. The final strokes of Guy’s portrait were painted by his trio with Evan Parker and Paul Lytton, a group that goes back to the early ‘80s but is based on relationships formed in the ‘60s. One of European improvisation’s most formidable ensembles, it was a fitting end to the festival. For it is with this group that everything presented before—melody, texture, counterpoint, experimentation—appears all at once. Three improvisations, totaling a satisfying but short 40 minutes, were about absolute deep listening and the co-existence of bravado and subtlety. A focused maelstrom of sound that can be almost surgical, with quiet moments as intense as the louder ones. A powerful and detailed portrait indeed.
Andrey Henkin, www.allaboutjazz.com, 8. July 2007

 

Kazue Yokoi, Jazztokyo, Mai 2007

 

 

Thierry Lepin, Jazzman, Paris, June 2007

 

Rolf Thomas, Jazzthetik, Deutschland, Juni 2007

 

Kontrabassist Barry Guy, der, wir wiesen letztens darauf hin, dieses Jahr 60 wurde, hat mit dem London Jazz Composers Orchestra und seinem New Orchestra Musikgeschichte geschrieben. Als vielköpfige Keimzellen zwischen den Polen Jazz, Improv und Neue Musik waren diese Ensembles wegweisend. Diesen Spuren können wir hier kompakt und unter ständiger Spannung nachgehen. Dass Guy auch ein begnadeter und äußerst inspirierender, manchmal furioser Solist ist, stellt diese sehr empfehlenswerte Einführung in seine Arbeit genauso dar wie sein Interesse an barocker Musik, die er oft mit seiner Frau Maya Homburger auslebt. Guy ist und bleibt der Odysseus der zeitgenössischen Improvisationsmusik - er reist endlos, aber er kommt immer wieder nach Hause. Und wie sang einst Marvin Gaye so fein in unsere Ohren rein: Heimat ist da, wo ich meinen Hut häng. Also, Leute: Hüte raus, der Sommer ist hier, und wir sind gekommen, um zu bleiben.
MADE MY DAY by HONKER Honker, TERZ 7-8 2007


Après avoir dressé le Portrait d’Irène Schweizer, le label Intakt s’attaque à celui du contrebassiste Barry Guy. On sait le goût de Guy pour les écarts. Ceux qu’il se permet entre un lyrisme régulièrement emporté par les dissonances à la tête du London Jazz Composers Orchestra (aux free jazzmen inspirés : Paul Rutherford sur Ode Part 1, ou Evan Parker et Paul Dunmall sur Harmos) et une improvisation libre en solo (les grincements à l’archet et les cordes accrochées de Toujours rouge et I Have Crossed By The Grace of The Boatman), par exemple ; ceux, aussi, dus à un aller-retour entre les déconstructions d’un New Orchestra parmi lequel on trouve, entre autres, Mats Gustafsson et Raymond Strid (Inscape), et les rencontres productives en petit comité - des délicatesses mises en place aux côtés du pianiste Agusti Fernandez et du batteur Ramon Lopez (Odyssey) aux gestes vindicatifs fomentés avec Evan Parker et Paul Lytton (Agreement).
Fidèle, le portrait présnte les multiples facettes découvertes sous le masque du musicien d’avant-garde. A l’amateur, maintenant, d’aller y voir, et de poursuivre ensuite une exploration prometteuse.
Grisli,D'Mute, France, 07/06/2007

 

Hans-Jürgen von Osterhausen, Jazzpodium, Stuttgart, Juni 2007

 


Avant-garde music can be hard work, even for the committed (or converted) listener, but there are certain artists with the knack for making mind-bogglingly complex scores and frenetic improvisations as entertaining and exciting as any Hollywood blockbuster. Barry Guy is one of them, and if you surveyed fans you’d find many for whom albums like Harmos (Guy’s sky-scraping composition for the London Jazz Composers Orchestra) came as a crucial, mind-blowing experience when they were first dipping a toe into improvised music. The compilation Portrait is not a complete picture of Guy’s work (it draws only on his albums for Intakt and Maya) but it still offers an excellent career survey that is as thoughtfully organised as any of his compositions. The stylistic breadth is extraordinary — from the ancient hymn “Veni Creator Spiritus” to the blistering interplay of the Parker/Guy/Lytton trio — but what always comes through is Guy’s respect for the abiding mystery at the heart of improvisation, as sound, technique, instrument, intuition and mutual empathy all unite in the moment of creation.
Nate Dorward, Exclaim, Canada, July 2007

 

Duncan Heining , Jazzwise, July 2007

 

Kjell Moe, Nordlys, Norway, August 2007

 

Arild R. Andersen, Aftenposten, Norway, August 2007

 

The Wire, GB, July 2007

Recueilli sur le forum Internet du lejazzlevrai.com: Chers ami . s, on ne pourra pas dire que je tic fait pas d'éfort. Aujourd'hui, j'ai écoutait le Portrait de Barry Guy pour ne pas mourir idiot. C'est quoi ce truc ? C'est qu'il se prend au sérieux ce mec ? Il se prend pour nu génie ou quoi ? Et un coup de contemporrain par ci, et un coup de barroque par là. Et un peu d'archet aussi, Et nu peu d'impro libre (comment ils disent déjà les aficionados du truc ? de l'improvisation non idiomatique ? Ouarf, ouarf, manquent pas d'humour les idiots !). Et 1411 peu de jazz planant pour faire croire qu'on sait jouer (Brad Meldhau doit se retourner dans sa tombe !). Ce mec sait pas jouer de la contrebasse ... alors du jazz, tu parles ! Il fallait que quelqu'un le dise, enfin, nu jour. Et ouais, et ouais !!!! Ali, c'est sur, les intello vont adorer. Pour la prise de tête, y'a pas mieux ! Qu'ils en profitent bien ces énemis du beau ' bobos du néant ! Ils n'ont plus que quelques jours pour les écouter, ces escrocs du jazz et du reste. Puisse l'ami Sarko (I'Elu que nous attendons tous !) interdire et punir de telles inepties. Allez, du balai ! Et ouais ! Et ouais Steven Boulaid, surfeur pas anonime

Ami lecteur d'Improjazz, bien sûr le forum Internet du site lejazzlevrai.com n'existe pas. Bien sûr de tels individus (et de telles idées) si elles existaient, ne seraient que le fruit d'une frange ultra minoritaire des amateurs de jazz. Bien sûr que le nain Sarko ne sera pas élu. Bien sûr que tout va bien. Que nous allons pouvoir créer à notre guise et sans la peur au ventre. Bien sûr que les clubs et festivals vont doubler les programmations (et nos salaires !).

Et bien sûr' ne ratez pas cette superbe compilation de l'immense Barry Guy... mais dépêchez-vous... on ne sait jamais.
Luc Bouquet, Improjazz, France, September 2007

Richard Cook, Jazz Review, August / September 2007: Part 1 / Part 2

 

For an early 60th birthday present, lntakt Records head Patrik Landolt released Portrait Barry Guy, a musical retrospective of the British bassist's 40-year career. The cherry on top was a two-day mini-festival held at the Zurich nightclub Moods, March 15-16. In an amazing feat of logistics, every facet of the recording, apart from the semi-defunct London Jazz Composers Orchestra, was represented. Guy has had a remarkably diverse career in amalgamations ranging from solo to very large. This variety made for a couple of thoughtprovoking evenings.

It is important with these kinds of festivals to discern themes. Of course one is that the groups who played--Guy's duet with Baroque violinist Maya Homburger, the Barry Guy New Orchestra, the Agusti Fernandez Trio, the Demenga Brothers and the Evan Parker/Barry Guy/Paul Lytton Trio-represent Guy's modern musicality. But perhaps more crucial is Guy's refusal to segment h himself musically. Elements of atonality were equally present in the Parker/Guy/Lytton and Fernandez Trios. Counterpoint functioned pre-eminently in both the bass/violin duo and the New Orchestra. Guy's famous extended technique judiciously of course, everywhere.

The duct with Homburger was a showcase for Guy's classical leanings on three pieces by Baroque composer 11. Biber and one period hymn. But four interspersed originals, two for duo and two for lolo bass, demonstrated how those leanings have gone on to inform Guy's more avant-garde experimentations. This opening set was a prelude for what would follow; though advanced, its beauty and serenity made it accessible. Following this up with the sprawling New Orchestra was a startling contrast. The New Orchestra-Agusti Fernandez, Evan Parker, Mats Gustafsson, Hans Koch, Johannes Bauer, Herb Robertson, Per-Ake Holmlander, Raymond Strid, Paul Lytton and Guy-performed "Oort Entropy," an expansive three-part suite from a 2006 Intakt album of the same name. This was Guy the composer, the conductor, the organizer. Though the piece did have its motifs-bass/saxophone introductions, diaphanous solo piano, sections often playing against each other-Guy's main challenge was to maintain cohesion without sacrificing personal voice. The bandmembers are all leaders with unmistakable personas; Guy's multi-layered composing corralled them wonderfully.

The second evening began with Fernandez's unique piano trio, the rhythmic role filled by percussionist Ramon Lopez. With Guy in the band, there was little chance that Fernandez would dominate the melodic drive. Like their recent album Aurora, from where all the pieces came, the motion was tri-fold, moving in and out of symbiosis if not convergence. Guy and Fernandez rarely echoed each other directly and Lopez often inserted intentionally misplaced commas and semi-colons into their sentences. The Demenga Brothers, cellists both, then shifted the proceedings slightly towards the more unified with a recital of three composed pieces, including one written for them by Guy. In simplistic terms, this was a coda for the bass/violin duct from the previous evening but with stricter forms and less of an investigational aesthetic even if it sounded more "avant garde." The festival ended with what is one of Europe's most exciting improvisational trios. Drawing upon a camaraderie founded in '70s London, Parker, Guy and Lytton did, for two 15-minute extemporizations sandwiching one shorter piece, what they do best. Parker may have, by virtue of his instrument, seemed to lead the proceedings but this is a remarkably democratic ensemble, Guy's ruminations or Lytton's dissentions equally imperative to the sound's thrust. The three players have each made significant advances in the way their instruments are played and when spiraling circular breathing, propulsive arco and angularly displaced percussion were combined or parried each other, the results were both cerebral and raw.
Andrew Henkin, CODA, Canada, May/June 2007

 

Marcello Lorrai, In Sound, Italy, May 2007


Fernando Ortiz de Urbina, Cuadernos De Jazz, Spain, May /June 2008

 

Klaus Nüchtern, Falter, Österreich, Nr. 20 / 2007

 

Paul Serralheiro, La Scena Musicale, Feature about Bigbands, Canada, May 2008: HTML / PDF

 

Bill Shoemaker, Column and Interview with Barry Guy, Point of Departure, August 2008

 

Bill Shoemaker, Concert-Review London Jazz Composers Orchestra, Jazzfestival Schaffhausen 2008, Downbeat, UK, September 2008

 

Festival-Review Jazzfestival Schaffhausen 2008, Marcus Maida, Jazzthetik, Deutschland, September 2008

 

Gonçalo Falcão, Jazz.pt, Portugal, September/Oktober 2008

 

Vergelijk dat met de zorgvuldig uitgekiende strategieÎn van Barry Guy voor zowel zijn London Jazz Composers Orchestra als het kleinere New Orchestra. Een prachtige selectie is te horen op de compilatie-cd Portrait (*****), waarop Barry Guy ook nog in kleinere ensembles te horen is.
Didier Wijnants, De Morgen, Belgium, 23. September 2008

 

Barry Guy over zijn New Orchestra, te gast op Jazz Brugge 2008
Muzikanten moeten navigeren zonder elkaar te hinderen


Experimentele en improviserende orkesten zitten in de lift. Zaterdag verwelkomen we in Hasselt het Globe Unity Orchestra van Alexander von Schlippenbach. Het weekend daarna staat Jazz Brugge op het programma, met het Barry Guy New Orchestra. De architect van dat tienkoppige ensemble is de briljante Britse contrabassist en componist Barry Guy (61). 'Als componist moet je een adequate marsrichting vinden voor zo'n groep.'

DOOR DIDIER WIJNANTS


Guys nieuwe orkest, kortweg BGNO, geldt in het genre al enkele jaren als het neusje van de zalm. Barry Guy richtte de groep deels om economische redenen op, omdat hij financiÎle en organisatorische moeilijkheden had met zijn grotere London Jazz Composers Orchestra. Hij bouwde zijn nieuwe groep rond drie geroutineerde trio's, een garantie voor een geslaagd resultaat. Barry Guy: "Ik steek veel tijd in het kiezen van medewerkers, want ze moeten erg goed op elkaar kunnen inspelen. Mijn composities bevatten veel uitdagingen en ik wil zeker zijn dat mijn muzikanten dat aankunnen. Daarom koos ik muzikanten die elkaar goed kennen, ik wil met het BGNO geen sprong in het duister maken."

Je componeert bijna zoals een architect ontwerpt. Een erfenis van je vroegere loopbaan in een studiebureau?
Guy: "Vermoedelijk wel. Ik werkte voor architecten die kerken restaureerden, maar intussen houd ik me ook met moderne architectuur bezig. Het is fascinerend hoe architecten omgaan met ruimte, beweging, interactiviteit. In mijn composities doe ik iets gelijkaardigs. Ik zoek altijd naar een specifieke invalshoek, een focus, een adequate marsrichting. En dan komt de architectuur errond. Welke muzikant geef je welke ruimte? Hoe vlecht je de verhalen in elkaar? Vaak werk ik met streng gecomponeerde passages die schijnbaar achteloos overgaan in improvisatie en omgekeerd. Als componist kun je veel materiaal aanreiken om de muzikanten daarin elegant te gidsen."
Ga je dan nooit voor de totale improvisatie?
Guy: "Toch wel, het ÈÈn sluit het ander niet uit. In een avondvullend programma doen we vaak beide: eerst een totale improvisatie, dan een gecomponeerd werk. Maar zo'n improvisatie is ook voorbereid. Evan Parker heeft er onlangs eentje gemaakt voor het BGNO. Je moet dat zien als een soort flowchart. In dit geval gaf Parker aan op welk moment welke stem kon binnenkomen. De invulling daarvan is geÔmproviseerd, maar het raamwerk geeft de muzikanten een houvast om door het terrein te navigeren."
Met zo'n aanpak sticht je ook een soort democratie in de groep.
Guy: "Zeker, zowel de navigatiewerken als de composities drijven op de vaardigheid van de muzikanten om hindernissen te nemen zonder elkaar voor de voeten te lopen."

Barry Guy speelt op 3 oktober tijdens Jazz Brugge met het BGNO en met het trio van Augusti Fernandez, www.jazzbrugge.be. Op hetzelfde festival speelt ook Alexander von Schlippenbach, die nu zaterdag te gast is in Hasselt met zijn Globe Unity Orchestra, www.kunstencentrumbelgie.com..
Didier Wijnants, Interview in De Morgen, Belgium, 23. September 2008

 

Andrey Henkin, All About Jazz New York, USA, May 2009

 

Gary May, Interview in Improjazz, France, Mai 2009

 

La recopilación Portrait, primorosamente editada con un magnífico librito-libreto, es una aproximación fascinante a la carrera de un gran contrabajista, compositor y activista musical. La puerta de entrada perfecta para quien tenga curiosidad sumergirse en su universo musical lleno de libertad y creatividad.
Pachi Tapiz, www.tomajazz.com, 28 DE DICIEMBRE DE 2010


To Intakt Website: home