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CD-REVIEWS
Irène
Schweizer - Pierre Favre
Ulrichsberg. Intakt CD 084
One of the albums of the year Two free-improv titans at
work and both Swiss. Percussionist Favre has been a huge presence
in Europe since the 1960s, and his relationship with pianist Schweizer
goes back to 1966. A hard-hitting pianist who also brings delicacy and
shape to unstructured music, Schweizer ripples seamlessly throughout.
She lets Favre fill shrewdly scattered open spaces, powers into jazzy
pulses, disappears into quiet meditations, broods in booming chords,
and delivers as dazzling a display as any in her field. Favre unleashes
a percussion showcase of earthquake rumbles and chattering stickwork
on a dedication to the bassist Peter Kowald. Unwritten Messages is an
investigation of under-the-lid pluckings. Nomades and Waltz for Joyce
get close to free-jazz Bill Evans. The kind of free jazz that makes
the idiom new friends, and likely to be one of the albums of the year.
Ein ganz besonderer Moment
(5 Sterne)
Just enjoy
Traumpaar
Feverishly recommended
Über die Jahre haben Irène Schweizer, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Improvisationskünstlerin, und Pierre Favre, der Klangpoet am Schlagzeug, eine eigene Musik entwickelt, die schon nach wenigen Sekunden auch in einem «Blindfold-Test» eineindeutig zu identifizieren wäre. Dies ist umso erstaunlicher, als die beiden vor den Konzerten keinerlei Absprachen treffen und nur selten festgelegte und notierte Stücke interpretieren. Allerdings haben sich da in einem riesigen «Kellerarchiv» Vorräte angesammelt, aus denen sich das Duo nach Belieben bedienen kann. Das gemeinsame Fundament bildet immer der Jazz, wenn auch metrisch eingehaltener Swing und exakt durchgehaltene Harmonieprogressionen meist fehlen. Darüber aber bauen sich diese typischen Arpeggi und Clusters der Pianistin und das differenzierte und einfühlsame Spiel des Perkussionisten auf. In solchen Situationen entstehen immer wieder neue Ideen, Dialoge, Diskurse. Schweizer und Favre werden offensichtlich nie verlegen, sich gegenseitig und dem staunenden Publikum Geschichten zu erzählen. Die Erzählungen sind einmal gewalttätig und dann wieder sanft und verspielt. Wer das Duo über die Jahre
verfolgt hat, wird schnell spüren, dass das Ulrichsberger Konzert etwas
Besonderes war. Da werden - im Gegensatz zu vielen Auftritten, die man
in den letzten Jahren erlebt hat - keinerlei Konzessionen gemacht, da
wird oft wieder frei und auf hohem Energieniveau improvisiert, da kommt
eine neue Form der einst abgelegten Radikalität zum Zug. Das Konzert
in sechs Teilen (Favre spielte - für ihn ungewöhnlich - auf einem Mietinstrument)
lebt von einem ausserordentlich stringenten Bogen. Da gibt es nicht
nur kleine, sondern auch eine grosse Form. Man bekommt beinahe den Eindruck,
eine lange Komposition zu hören, die genau geplant war - auch wenn dieser
Eindruck täuscht. Es bleibt faszinierend, die spannende gemeinsame Entwicklung
dieses Duos zu verfolgen - eine Entwicklung, die auch Ereignisse in
Gesellschaft und Politik reflektiert. Gerade aufgrund der Sensibilität
und der Offenheit der beiden Künstler übt diese Musik als subtiler Katalysator
auf den Wahrnehmungsprozess des Hörers einen starken Einfluss aus -
selbstverständlich ohne jemals belehrend oder direktiv zu wirken.
Dagegen gibt es allerdings Strategien. Schon das Wort «Schöpfung» hat einen Hautgout angenommen, der jeder ehrlichen Haut in die Nase sticht. Die meint: Kunst kommt von Können, sei ein Handwerk, stelle etwas her für jene, die davon, und sei es zu ihrer Unterhaltung, Gebrauch machen wollen. Andere gehen weiter: Kunst ist eine Hervorbringung, die erst der Betrachter vollendet, jeder einzelne für sich und jeder anders; ist, am Ende, überhaupt nur Ausgangsmaterial, mit der Provokation vorgelegt, dass der Adressat daraus etwas macht. Das Thema ist endlos. Wie die Beantwortung der Brechtschen Frage, wie sich ein und dieselbe «Hamlet»-Aufführung ausnehme für einen, dem eine Wurst, vier Bier, ein Menu gastronomique, ein Hungergefühl, ein Ehekrach oder ein Verliebtheitsanfall auf den Magen drückt. Impressionistische Zartheiten Ende der Abschweifung. Sie sollte nur mal wieder auf die alte These zielen, es sei zweierlei, ob sich der Zuhörer auf eine Musik konzentriere oder ob er sie beiläufig, sozusagen aus dem Nebenzimmer, wahrnehme. Letzteres ist, entgegen verbreiteter Meinung, auch eine produktive Haltung, oft genug und gerade bei Piecen, die mit grösstem Anspruch daherkommen. Mahler hören, wie eine Filmmusik aus dem in der Ecke unbeachteten Fernsehgerät, kann durchaus erlösend wirken (für den Zuhörer wie für Mahler). Allerdings sei eingeräumt, dass für anderes das Gegenteil gilt. Die Musik, welche Irène Schweizer und Pierre Favre auf einer bemerkenswerten, dichten und doch beschwingten Live-CD eingespielt haben, verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit, gerade weil sie das Produkt eines hoch entwickelten, humorvollen und entspannten Spiels ist. Es ist erst der zweite veröffentlichte Dialog der beiden, was deshalb erstaunlich ist, weil die Ikonen der europäischen freien Improvisation seit den sechziger Jahren in Hunderten von Konzerten, in vielen Formationen, immer wieder aber auch im Duo gespielt haben. Dies nun sind Aufnahmen, die der österreichische Rundfunk bei einem Konzert in Ulrichsberg mitgeschnitten hat, integral und ohne Redaktion. Favre, der nicht wie gewohnt auf seinem ausgedehnten perkussiven Zymbalen-, Glocken- und Trommellabor spielte, sondern auf einem bereitgestellten Schlagzeug zurecht- und zur Sache kommen musste, sagt es so: «Die erste CD hatte eine bestimmte Luftigkeit, vielleicht auch Heiterkeit. Aber das musikalische Material ist heterogener als jenes von Ulrichsberg. In Ulrichsberg pulsierte eine Energie, die selten ist. Der Spielbogen hat etwas Zwingendes. Alles ist aus einem Guss.» Stimmt. Auch Irène Schweizer,
die wie Pierre Favre nie verleugnete, dass sie vom Jazz kommt und dessen
Fundus die Grundlage ihrer frei improvisierten pianistischen Alchemie
war, praktizierte in den sechziger und siebziger Jahren jenen dampfenden
Free Jazz, dessen Kernwort «Energie» war. Mehr und mehr entwickelte
sie aber in der Folge ein Vokabular der feineren, endlich feinsten Differenzierungen.
Jetzt liegt sozusagen eine Synthese von Raffinement und Power vor. Schweizer
war immer am Schlagzeug und an der perkussiven Dimension des Pianos
interessiert, aber eben auch an feineren pianistischen Texturen bis
zu impressionistischen Zartheiten. Will sagen: Was sie mit ihrem alten
Freund Favre hier präsentiert, ist Dynamik pur - das Gefälle zwischen
Pianopianissimo und Fortefortissimo und allen Nuancen dazwischen. Überall
ist Wunderland. Grosse, gelassene, kluge Musik.
Neue CD: Schweizer/Favre
Les 23 meilleurs disques du mois / Jazzman, France , 4 stars La pianiste Irène
Schweizer et le batteur-percussionniste Pierre Favre sont deux inclassables
libertaires, deux irréductibles, deux inventeurs de fraìcheur
musicale, deux francs-tireurs, dont le collaboration remonte à
la fin des années 60 (notamment avec le contrebassiste Peter
Kowald, mort l'an dernier, et à qui ils rendent un bel hommage).
L'intégralité de ce concert de mai 2003 à Ulrichsberg,
enregistré à point nommé par la radio autrichienne,
donne une idée riche, profonde, variée de ce qu'ils sont
susceptibles de faires aujourd'hui. Pas vraiment de "ce qu'ils
font"
aus sens où leurs rencontres sont encore relativement
rares, et où elles ne présentent pas un répertoire,
un travail prémédité. Le piano d'Irène Schweizer
est un régal ! Par la maîtrise du toucher, sur toutes les
dynamiques mises en oeuvre, du chuchotement au fortissimo; par
la conscience rythmique ensuite, quel que soit le tempo, avec un sens
de la pulsation, un placement des notes exemplaires, même quand
elle joue complètement "en l'air"
Par un sens
de la forme également: symétries, inversions des figures,
vagues qui montent, qui descendent, roulent sur elles-mêmes
du punch le plus massif à la scintillation la plus délicate,
on n'est jamais dans la débraillé, toujours dans l'attention
au son. Face à ce clavier exemplaire, la batterie de Pierre Favre
s'embrase et flambe joyeusement. Avec une pallette de cuivres frappés,
frottés, tantôt pétillant comme un feu de bois clair,
tantôt soufflant comme une forge haletante. Et qui phrase et chante
autant que le piano martèle et rythme!
5 Punkte Musikalische Zwilinge: Das
erste Duo-Konzert von Irène Schweizer, p. und Pierre Favre, dr,
war das Resultat eines Zufalls. Anfangs der 70er-Jahre waren die beiden
mit Johnny Dyani, Peter Brötzmann und Robin Kenyatta auf Tournee.
Man reiste in zwei Autos. Einmal kamen nur Schweizer und Favre rechtzeitig
an. Das war der Anfang einer sporadischen, aber ausserordentlich symbiotischen
Zusammenarbeit, die bis heute nichts von ihrer Intensität und Schlüssigkeit
eingebüsst hat, wie der Konzertmitschnitt «Ulrichsberg»
beweist, der letztes Jahr am Urlichsberger Kaleidophon entstand. Hier
ist ein leidenschaftliches, aber nie kopfloses Duo am Werk, das sich
viele Freiheiten herausnimmt, ohne den Bezug zur Jazztradition vermissen
zu lassen. Ernsthaftigkeit und Humor gehen in dieser engagierten Musik
Hand in Hand.
Nell'attivita di Irène
Schweizer e di Pierre Favre il duo e praticato in modo frequente. In
particolare la pianista ha rivolto la sua attenzione in modo sistematico
all'incontro a due con batteristi, che l'etichetta svizzera Intakt ha
documentato con minuzia dal 1986 al 1995, pubblicando le registrazioni,
tutte dal vivo tranne che per due brani con Cirylle, della pianista
di Schaffhausen con Louis Moholo, Günter "Baby" Sommer, Han Bennink,
Andrew Cirylle e lo stesso Favre. Un'operazione diversa da quella concertata
da Cecil Taylor per la FMP, perché in quel caso si trattava di
registrazioni effettuate nell'arco di pochi giorni, mentre qui, diluiti
in dieci anni, i dischi comprendevano una fetta non indifferente dell'attivita
artistica della pianista. Gia in quella serie, il disco con il percussionista
elvetico era quello che denotava maggiore coesione e sintonia, sviluppato
su basi estemporanee sotto il punto di vista del materiale affrontato,
ma con radici ben salde e profonde per quanto riguarda la capacità
di comune sintesi, di ascolto e comprensione reciproca. Tutto ciÚ ha
certamente una spiegazione: Favre e la Schweizer hanno alle spalle una
lunga frequentazione, iniziata nel 1966 al festival di Montreux, dove
fecero la loro prima conoscenza. Incontratisi nuovamente a Zurigo qualche
tempo dopo, Favre chiese alla pianista se fosse disposta a lavorare
per la ditta Paiste, che produce i celebri piatti per batteria. Iniziarono
cosÏ a fare duetti, anche di batteria, e dal '67 cominciÚ l'attività
in trio e quartetto, tra cui il celebre sodalizio con Peter Brötzmann
e Peter Kowald, che li portÚ ad un'ampia serie di concerti in tutta
Europa tra il '68 e il '69. In quelle ed altre occasioni si accorgevano
che loro due costituivano sempre più il nocciolo di molte formazioni,
in cui erano coinvolti tra gli altri Trevor Watts, Gerd Dudeck, Charlie
Mariano e John Tchicai. Il duo vero e proprio davanti a un pubblico
ebbe perÚ un inizio casuale: durante un tour italiano, la Schweizer
e Favre si trovarono a Bologna senza i loro compagni Johnny Dyani e
Peter Brötzmann, e dovettero iniziare il concerto in due. Ecco
dunque che questo Ulrichsberg, registrato nella città tedesca
sempre dal vivo nel maggio del 2003, giunge come tappa importante di
un sodalizio intenso, durato sette lustri, e che, a giudicare dai risultati,
non accenna a sbiadirsi nella routine. Uno dei momenti piu intensi del
disco e "Ulrich, Ulrich, der Wagen bricht!", dedicato a Kowald, scomparso
prematuramente nel 2002. Dopo una lunga introduzione della batteria,
i due strumenti creano un fitto e tenace tessuto poliritmico, sfociano
in un ritmo cadenzato e arcaico, per poi adagiarsi su un trillo del
piano, che porta alla melodia intensa e toccante del finale. "Unwritten
Messages" e senz'altro il pezzo piu avventuroso sotto il punto di vista
timbrico: le corde del pianoforte vengono pizzicate e percosse, si formano
nuvole sonore in continua metamorfosi, e il percussionista misura questi
spazi rarefatti con fantasia e gusto melodico inesauribili. La ricerca
melodica e timbrica Ë costante e felicissima in tutto il lavoro dei
due musicisti, e se la Schweizer tiene spesso d'occhio la dimensione
ritmica del piano, l'approccio di Favre ha una qualità melodica
di grande qualità espressiva e dinamica. Pur nello sviluppo di
brani in gran parte improvvisati, i due musicisti tengono sempre d'occhio
la forma generale in cui la musica prende corpo: ai momenti di intensità
e saturazione fanno da bilancia le rarefazioni e le ricerche timbriche,
le geometrie piu astratte si incontrano con ritmi simmetrici e precisi
richiami melodici. La parte centrale di "It's About Time" e "Nomades"
mostrano sotto questo punto di vista momenti sorprendenti per coesione,
reciproca reattività e capacità di costruzione. Dopo i
cinque dischi degli anni Ottanta e Novanta, questo rappresenta uno splendido
sigillo, o forse un nuovo punto di partenza. Particolarmente accurato
èil libretto interno, con una bella intervista con Favre e la
Schweizer.
Wenn Irène Schweizer und
Pierre Favre zum Duo loslegen, bedarf es keinerlei gemeinsamer Absprachen.
Seit fast vier Jahrzehnten kennen sich die Pianistin und der Perkussionist
und haben in verschiedenen Kombinationen zusammengespielt. Zum Duo sind
sie immer wieder zusammengekommen, was bislang auf einem einzigen Album
dokumentiert war. Jetzt ist nach 13 Jahren eine weitere Duo-Platte erschienen,
eine Platte, die beispielhaft freies Spiel zelebriert. Es ist der komplette
Live-Mitschnitt vom letztjährigen Ulrichsberger "Kaleidophon"- Festival,
ohne Schnitte und Auslassungen. Irène Schweizer und Pierre Favre tauchen
ein in eine Welt stark rhythmisch geprägter Improvisation. Da Favre
sein eigenes Schlagzeug nicht zur Verfügung stand, er auf die gewohnten
Gongs und Cymbals verzichten musste, ist sein Spiel nicht so melodiös
wie sonst. Er bleibt Schweizers perkussivem Anschlag und ihren rhythmischen
Ausformungen auf der Spur. Die beiden steigern sich in einen wahren
Spielrausch, der mehr mit Spontaneität als mit Routine zu tun hat. "Es
pulsierte eine immense Energie", sagte Favre nach dem Konzert. "Der
Spielbogen hat etwas Zwingendes. Alles ist aus einem Guss". Dem ist
nichts hinzuzufügen.
Saxophones. Pierre Favre. Arte Quartett. Intakt CD 091 Ulrichsberg. Favre/Schweizer. Intakt CD 084 One of the most important skills contributing to the longevity of an improvising musician's career is versatility. A look at several successful examples demonstrates a commitment to adaptability: Evan Parker, William Parker, Kenny Wheeler, Anthony Braxton. Two new albums by venerable Swiss drummer Pierre Favre, one an improvised duet and the other a carefully sculpted quasi-sextet session, show why he has managed to remain relevant since the early Ō60s while so many others wallow in their back catalogue. Saxophones, duly named because of the presence of the Arte Quartett (soprano, alto, tenor and baritone), is a set of tightly composed, semi-classical works, at times for solo drums (Favre being one of the innovators in this genre), at others for drums, the quartet and the additional voice of Michel Godard's tuba. Favre's presence on this record is more as behind-the-drumkit baton waver - except for the solo pieces, his drumming is strictly, though inventively, supportive. A wonderfully conceptualized album, Favre presents 11 pieces, most short statements, only the 11-minute «Anecdote» working in a suite-like format. Parallels to recent albums can be made with John Surman's Free and Equal (ECM) or Evan Parker's Alder Brook (Leo), other works which incorporate horns outside the typical solo-oriented jazz tradition. Favre's compositions make good use of the textural possibilities of the group's tonal range, be it with long tones or staccato bursts. At 50 minutes, the album can function as one multi-part piece, the solo drum sections used to break up the many varied, though overwhelmingly somber and gracious, melodies. As melodic and restrained
as Saxophones is is how bombastic Favre's live duet Ulrichsberg with
countrywoman pianist Irène Schweizer can be. Schweizer and Favre
have played together as early as 1967's Santana trio date with the late
Peter Kowald (one track here is dedicated to him). The pianist also
has made a career of working in tandem with creative drummers: Han Bennink,
Favre previous to this album, Andrew Cyrille, Günter Baby Sommer,
Louis Moholo (all also available on Intakt). This hour-long set is a
masterful conversation on an array of topics. Schweizer avoids the heavy
handedness of some other pianists concentrating more on wild intervallic
jumps, tension-ridden passages and stylized jaunts. Favre, who has played
in trad groups and free jazz combos has an amazing arrangement of techniques
and approaches at his disposal; there is no direction Schweizer can
go in without Favre providing the most tasteful accompaniment. It is
this taste that separates these six pieces (5 to 15 minutes in length)
from much improvised music - these musicians play free but think compositionally,
creating a cohesion unexpected but certainly welcome.
IRÈNE SCHWEIZER - PIERRE
FAVRE live in Ulrichsberg (Intakt 084), ein Blatt an einem grossen alten
Baum. Der Auftritt am 2. Mai auf dem Kaleidophon 2003 zeigte diesen
Klassiker unter den europäischen Piano-Schlagzeug-Duos in bestechender
Form, obwohl Favre mit einem fremden Drumset vorlieb nehmen musste.
Er spielte daher weniger melodiös, dafür mit umso mehr rhythmischem
Drive. Gepflanzt wurde der Baum bereits 1966, nach einer Begegnung auf
dem Montreux-Festival. Favre vermittelte Schweizer einen Job als Sekretärin
bei Paiste und startete ein Trio mit ihr und zuerst G. Mraz, dann Peter
Kowald, das 1967 mit Santana (FMP 0630) einen Meilenstein der europäischen
Free Music beisteuerte. Evan Parker kam Ō68/69 als vierter Mann hinzu.
In den 70ern folgte dann eine Viererformation mit B. Guérin und G. Dudek
und das Trio Rüebli mit L. Francioli oder Projekte mit Tchicai oder
Mariano. Mitte des Jahrzehnts wurde die Verbindung Schweizer - Favre
loser, er spielte mit Michel Portal in Frankreich, sie leitete Trios
mit B. Niebergall und A. Blairman oder M. Ntshoko bzw. mit Carl und
Moholo.
Duo music of a high order
Nell'attivita di Irène
Schweizer e di Pierre Favre il duo e praticato in modo frequente. In
particolare la pianista ha rivolto la sua attenzione in modo sistematico
all'incontro a due con batteristi, che l'etichetta svizzera Intakt ha
documentato con minuzia dal 1986 al 1995, pubblicando le registrazioni,
tutte dal vivo tranne che per due brani con Cirylle, della pianista
di Schaffhausen con Louis Moholo, Günter "Baby" Sommer, Han Bennink,
Andrew Cirylle e lo stesso Favre. Un'operazione diversa da quella concertata
da Cecil Taylor per la FMP, perchè in quel caso si trattava di
registrazioni effettuate nell'arco di pochi giorni, mentre qui, diluiti
in dieci anni, i dischi comprendevano una fetta non indifferente dell'attivitą
artistica della pianista. Gią in quella serie, il disco con il percussionista
elvetico era quello che denotava maggiore coesione e sintonia, sviluppato
su basi estemporanee sotto il punto di vista del materiale affrontato,
ma con radici ben salde e profonde per quanto riguarda la capacitą di
comune sintesi, di ascolto e comprensione reciproca. Tutto ciÚ
ha certamente una spiegazione: Favre e la Schweizer hanno alle spalle
una lunga frequentazione, iniziata nel 1966 al festival di Montreux,
dove fecero la loro prima conoscenza. Incontratisi nuovamente a Zurigo
qualche tempo dopo, Favre chiese alla pianista se fosse disposta a lavorare
per la ditta Paiste, che produce i celebri piatti per batteria. Iniziarono
cosÏ a fare duetti, anche di batteria, e dal '67 cominciÚ
l'attivitą in trio e quartetto, tra cui il celebre sodalizio con Peter
Brötzmann e Peter Kowald, che li portÚ ad un'ampia serie di concerti
in tutta Europa tra il '68 e il '69. In quelle ed altre occasioni si
accorgevano che loro due costituivano sempre pił il nocciolo di molte
formazioni, in cui erano coinvolti tra gli altri Trevor Watts, Gerd
Dudeck, Charlie Mariano e John Tchicai. Il duo vero e proprio davanti
a un pubblico ebbe perÚ un inizio casuale: durante un tour italiano,
la Schweizer e Favre si trovarono a Bologna senza i loro compagni Johnny
Dyani e Peter Brötzmann, e dovettero iniziare il concerto in due. Ecco
dunque che questo Ulrichsberg, registrato nella cittą tedesca sempre
dal vivo nel maggio del 2003, giunge come tappa importante di un sodalizio
intenso, durato sette lustri, e che, a giudicare dai risultati, non
accenna a sbiadirsi nella routine. Uno dei momenti pił intensi del disco
Ë "Ulrich, Ulrich, der Wagen bricht!", dedicato a Kowald, scomparso
prematuramente nel 2002. Dopo una lunga introduzione della batteria,
i due strumenti creano un fitto e tenace tessuto poliritmico, sfociano
in un ritmo cadenzato e arcaico, per poi adagiarsi su un trillo del
piano, che porta alla melodia intensa e toccante del finale. "Unwritten
Messages" Ë senz'altro il pezzo pił avventuroso sotto il punto
di vista timbrico: le corde del pianoforte vengono pizzicate e percosse,
si formano nuvole sonore in continua metamorfosi, e il percussionista
misura questi spazi rarefatti con fantasia e gusto melodico inesauribili.
La ricerca melodica e timbrica Ë costante e felicissima in tutto
il lavoro dei due musicisti, e se la Schweizer tiene spesso d'occhio
la dimensione ritmica del piano, l'approccio di Favre ha una qualitą
melodica di grande qualitą espressiva e dinamica. Pur nello sviluppo
di brani in gran parte improvvisati, i due musicisti tengono sempre
d'occhio la forma generale in cui la musica prende corpo: ai momenti
di intensitą e saturazione fanno da bilancia le rarefazioni e le ricerche
timbriche, le geometrie pił astratte si incontrano con ritmi simmetrici
e precisi richiami melodici. La parte centrale di "It's About Time"
e "Nomades" mostrano sotto questo punto di vista momenti sorprendenti
per coesione, reciproca reattivitą e capacitą di costruzione. Dopo i
cinque dischi degli anni Ottanta e Novanta, questo rappresenta uno splendido
sigillo, o forse un nuovo punto di partenza. Particolarmente accurato
Ë il libretto interno, con una bella intervista con Favre e la
Schweizer.
Irène Schweizer and
Pierre Favre first recorded together in 1968, and played together two
years prior. I’m not familiar with their careers, but I do know
that Ulrichsberg is a record that grows in stature with each spin.
Mai sentita una Schweizer
così vispa. Anche nei suoi momenti migliori la signora svizzera
della free music ha mostrato il suo lato debole: una certa rigidità.
E ora, in questo cd realizzato col materiale di un concerto del 2 maggio
2003 in duo con il quadrato e immaginifico batterista Pierre Favre,
la sentiamo ariosa, apitante, addirittura sfrenata. Tayloriana osservante
nella prima parte, ma così libera di esperimere la sua vitalissima
ammirazione da diventare più impetuosa, più aguzza dello
stresso maestro. Certo, il dialogo con Favre le ha sempre fatto bene
alla salute artistica, ma questa volta i benifici sono enormi. Nella
seconda parte ci sono scampoli della «nuova» Schweizer (in
altre occasioni disgraziatissima), con securioni nello stride,
nella ballad bluesy, in sequenze swinganti irresistibili.
Anthony Fragos, Difono, Athens, Summer 2006
Alfred Wüger, Schaffhauser Nachrichten, 11. August 2008
Maria Bauer, image hifi 2/2013
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