INTAKT RECORDS – LABEL PORTRAIT

20 Jahre Intakt
01.03 bis 03.03. Zürich, Moods

Dank der Idee, dass man CDs auch abonnieren kann, geht es dem Label Intakt einigermaßen gut. Wie vital der Stamm der für das Label aufnehmenden Musiker ist, wurde beim kleinen Jubiläumsfestival im Zürcher Moods deutlich. Den Auftakt machte die Altsaxofonistin Co Streiff, die sich - erstmals in der Schweiz solo präsentierte und bewies, weich raffinierte Geschichtenerzählerin sie ist. Danach wurde es richtig heftig. Jacques Demierre, Barry Guy und vor allem der quirlige Schlagzeuger Lucas Niggli machten ordentlich Dampf und waren nicht bereit, den abgelebten Avantgarde-Patterns von vorgestern zu huldigen. Stattdessen (natürlich): Intensität, aber eben auch Präzision, Witz und vor allem Schnelligkeit. Fred Frith war bei seinem Solo-Auftritt dagegen nicht vom Fleck zu bewegen; ich hätte schwören können, dass ich exakt dasselbe Konzert vor 20 Jahren in Moers gesehen habe. Danach ging ein Raunen durch die Menge und der eine oder andere zog hastig Ohrstöpsel aus der Tasche. So laut waren Koch-Schütz-Studer dann aber gar nicht, sondern bei aller Brachialität auch sehr fillgran. Am letzten Tag spielte die Chinesin Yang Jing das Solo - gar kein Free Jazz - auf der chinesischen Laute, Les Diaboliques waren das Trio. Irène Schweizer, Joëlle Léandre und vor allem Maggie Nicols waren einfach umwerfend - gut gelaunt, nicht schwarz gekleidet wie (fast) alle ihre Kollegen und trotzdem hochkonzentriert bei der Sache. So könnte es noch 20 Jahre weitergehen.
Rolf Thomas, Jazzthing, Deutschland, April 2006

 

 


20 Jahre INTAKT Records
Im Zürcher Jazzclub Moods feiert das Schweizer Label Intakt Records vom 1. - 3. März 2006 mit einem dreitägigen Programm sein zwanzigjähriges Bestehen. Auf der Bühne stehen neben Irène Schweizer, dem Demierre/Guy/Niggli Trio, dem Trio Koch, Schütz und Studer auch Fred Frith und Co Streiff.
"Jeder CD ihr eigenes Gesicht", lautet das visuelle Motto von Intakt Records als Gegenposition zu den marktorientierten Vorstellungen von visuellem Branding. Deshalb gäbe es bei Intakt Records auch keine schwarze, weisse oder gelbe Reihe: Die Musik jeder CD sei so einzigartig, dass ihre Singularität auch bei der visuellen Präsentation ausgedrückt werden solle. Die erste Intakt-Platte "Irène Schweizer Live at Taktlos" erschien 1986 als Akt der Selbsthilfe. Es fand sich keine Plattenfirma, die die Bänder mit den Aufnahmen um Irène Schweizer vom ersten Taktlos-Festival veröffentlicht. "Live at Taktlos" wird zu einem kleinen Verkaufserfolg.
Ende jenen Jahres gründete sich Intakt Records als nichtkommerzieller Verein mit dem Auftrag, zeitgenössische Jazzmusik im Grenzbereich von Improvisation, Komposition zu dokumentieren. Speziell die aktive Zürcher Jazzszene findet seit Jahren bei Intakt Recods ihren Widerhall. Auch das Taktlos-Festival ist ein wichtiger Partner von Intakt Records: Gegen zehn Intakt-CDs sind Live-Mitschnitte von Taktlos-Konzerten. Insbesondere für das grenzüberschreitende Schaffen zwischen Komposition, Improvisation, Elektronik und akustischem Forschen ist die Bühne des Taktlos einmalig. Ähnlich wichtig ist für das Bestehen des Labels ist das einzigartige Abonnementprogramm: Ohne regelmässige Direktverkäufe an die Abonnenten und Abonnentinnen hätte Intakt Records die letzten 20 Jahre finanziell nicht überstanden. Jazzdimensions gratuliert und wünscht weitere erfolgreiche Jahrzehnte!
Jazzdimensions, www.jazzdimensions.de, März 2006

 

To Intakt