Sylvie Courvoisier

LONELYVILLE


Sylvie Courvoisier Piano, Composition
Mark Feldman Violin
Vincent Courtois Cello
Ikue Mori Electronics
Gerald Cleaver Drums

Recorded live at the Vidy Theater, Lausanne, Switzerland, April 6–8, 2006
Recorded, mixed and mastered by Walter Quintus
Cover art and photos: Mario del Curto. Graphic design: Jonas Schoder
Liner notes: Bill Shoemaker

Intakt CD 120

 

 

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Mark Feldman, Sylvie Courvoisier, Ikue Mori, Vincent Courtois, Gerald Cleaver. Théâtre Vidy Lausanne. April 2006. Photo Mario del Curto.

 

In April 2006, Courvoisier reconvened the quintet with Mark Feldman, Vincent Courtois, Ikue Mori, Gerald Cleaver at Théâtre Vidy-Lausanne in Switzerland for a four-night stand. Stands such as this were once the ubiquitous proving ground for improvisers working through jazz, but are now a rarity. Still, it was the perfect laboratory for a project like Courvoisier’s, and the performances could not have occurred at a better interval to test the cure. Lonelyville confirms that the wait paid off handsomely, as it is a marker for a contemporary compositional sensibility that is both distinctly formal and performer-specific.
Subsequently, Courvoisier’s approach to compositional form goes beyond designing a set of relationships between materials, but a set of relationships between musicians, as well.

Matching musicians and materials is a time-honored convention, but rarely has a composer composed for such diverse artists as Courvoisier for this project. Her motivation was simple: They are all longtime friends and colleagues. Still, the spectrum of colors created in these performances by Ikue Mori, Mark Feldman, Vincent Courtois and Gerald Cleaver is stunningly wide. Mori, Courvoisier’s cohort in Mephista, a co-op trio rounded out by Susie Ibarra, can approximate gurgling water one moment and the hydraulics of a futuristic deus ex machina the next. Whether he is nailing treacherous passages whose fingerings practically careen off the fingerboard or sawing chords with abandon Courtois constantly tests the extremes of his instrument. The complete percussionist, Cleaver can slip into an interlude with supple textures or whip up frenzy with powerhouse drumming. And, Feldman simply does it all.

Courvoisier the pianist is just as central to the album as Courvoisier the composer. Her playing is as varied as that of her cohorts, spanning quiet reverence and by-the-throat intensity. Whereas some pianists can only make their presence felt when unleashing torrents, Courvoisier makes an impact even in her most minimal moments. Her technique is immaculate, but it is never an end in itself; it invariably serves the emotional truth of the moment, which in turn serves the overall design of the composition. This is an aspect of her art she has cured as carefully as her compositions.

With Lonelyville, Sylvie Courvoisier reached the horizon she first
glimpsed in 2004, and which came into full view in 2005. Undoubtedly, she is already eyeing another horizon, and curing a new body of work to reach it.
Bill Shoemaker · Liner Notes

 

 

dt

Im April 2006 rief Sylvie Courvoisier erneut ihre Musikerfreunde Mark Feldman, Vincent Courtois, Ikue Mori und Gerald Cleaver zusammen, um als Quintett an vier Abenden hintereinander im Schweizer Théâtre Vidy-Lausanne aufzutreten. Mehrtägige Livekonzerte dieser Art waren früher eine durchaus übliche Bewährungsprobe für Jazzmusiker in Sachen Improvisation, sind aber inzwischen eine echte Seltenheit geworden. Die Konzertreihe in Lausanne war das ideale Versuchsfeld für Courvoisiers Projekt. Die Konzerte fanden im idealen Zeitabstand voneinander statt, um die Chemie gründlich zu testen. Das Warten hat sich gelohnt, denn mit dem Live-Album Lonelyville setzt Sylvie Courvoisier neue Maßstäbe. Ihre modernen Kompositionen offenbaren eine unglaubliche Sensibilität, weil sie auffällig formal angelegt, gleichzeitig aber speziell auf die Bandmitglieder zugeschnitten sind. Ihr kompositorischer Ansatz beschränkt sich nicht auf die Gestaltung von Beziehungen zwischen einzelnen musikalischen Elementen, sondern erstreckt sich auch auf die Beziehung der beteiligten Musiker untereinander.

Die Zusammenführung von Musikern und Material ist im Grunde nichts Neues, doch nur selten hat es jemand geschafft, Kompositionen für derartig unterschiedliche Künstler zu schreiben, wie es Courvoisier mit diesem Projekt gelingt. Ihre Motivation war einfach, denn alle Bandmitglieder sind langjährige Freunde und Kollegen. Dennoch – das Spektrum der Darbietungen von Ikue Mori, Mark Feldman, Vincent Courtois und Gerald Cleaver ist in seiner Breite absolut spektakulär. Ikue Mori arbeitete bereits mit Courvoisier in dem Trio Mephista zusammen, das von Susie Ibarra komplettiert wurde. Die Japanerin erzeugt in einem Moment Klänge wie plätscherndes Wasser, im nächsten Augenblick erinnert ihr Sound an die Hydraulik eines futuristischen Deus ex machina.

Vincent Courtois führt sein Cello immer wieder an die äußersten Grenzen – ob er in tückischen Passagen mit hämmernden Fingerspitzen übers Griffbrett fliegt oder mit Leib und Seele Akkorde sägt. Gerald Cleaver ist ein vollendeter Perkussionskünstler: Mal lässt er sich in ein Zwischenspiel mit elastischen Strukturen gleiten, im nächsten Moment holt er mit frenetischem Powerhouse-Drumming den Hammer raus. Und Mark Feldman kann auf der Violine einfach alles.

Sylvie Courvoisier spielt als Pianistin eine ebenso zentrale Rolle für dieses Album wie als Komponistin. Ihr Spiel ist genauso abwechslungsreich wie das ihrer Bandkollegen: ruhige, fast andächtige Momente im Wechsel mit einer Intensität, die einem den Atem stocken lässt. Es gibt Pianisten, deren Präsenz sich nur entfaltet, wenn sie Wirbelstürme loslassen, doch Courvoisier hinterlässt ihre Wirkung auch in extrem minimalistischen Momenten. Ihre Spieltechnik ist makellos, aber sie dient stets nur als Mittel zum Zweck, gehorcht sie doch einzig der emotionalen Wahrheit des Augenblicks, den sie wiederum in die Gesamtgestaltung der Komposition einfließen lässt. Diesen Aspekt ihrer Kunst pflegt Courvoisier genauso liebevoll wie die Stücke selbst.

Mit Lonelyville hat Sylvie Courvoisier den Horizont erreicht, den sie erstmals 2004 erspähte und 2005 voll im Visier hatte. Kein Zweifel, dass sie den nächsten schon gesichtet hat und an einem neuen Konzept arbeitet, um ihn zu erreichen.

Text: Bill Shoemaker
Übersetzung: Günter Feigel

 


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