Elliott
Sharp-Melvin Gibbs-Lance Carter. RAW MEET. INTAKT CD 090 / 2004
The power of three: what
rock-loving types call a "power trio," i.e., Cream, Jimi Hendrix Experience/Band
of Gypsies, the guitar/bass/drums setup - a triumvirate; jazz lovers
hold the "piano trio" in high regard but I don't recall the term "guitar
trio." All this quaint rambling leads us, Dear Readers, into a slice
of Raw Meet, the recorded meeting of three diverse heavyweights. Elliott
Sharp, whose musical paths include notated ("classical") composition
(think I. Xennakis, Morton Feldman), blues, free improvisation and thorny,
dissonant rock; Melvin Gibbs, who's played with R. Shannon Jackson,
Marisa Monte, Defunkt and the Rollins Band; Lance Carter, beat 'n' rhythm
man for Robert Musso, Bill Laswell, Maroon & the late great Sonny Sharrock
- these cats have joined together for some feverish and delightfully
fractured improvisations. "Sonny's Way" is a scorching, inspired tribute
to both Sharrock (who was among the first, if not THE first, to transfer
the approaches of Coltrane, Sanders and Ayler to the guitar) and Hendrix.
"Alamort" features slippery, ethereal Sharp (echoes of Robert Fripp
and Fred Frith sustain here) weaving through a maze of spacious, rippling
bass and brittle, questing, thunderclaps-in-the-distance drums. "Santa
Sangre" would be great for a film soundtrack for scenes of eerie desolation
and post-apocalyptic entropy (but without such a visual element, it
rambles/meanders a wee bit at times), and "Frog & Toe" is Ozzy-era Black
Sabbath meets Delta bluesman Son House with a mean hangover. Not for
the timid, RM is harrowing, freaky but mostly focused free improv with
disquieting overtones of nightmarish rock & blues guitar madness and
pointed, funk-charged rhythms, a mutant offspring of blues-rock and
free jazz that been lurking under the basement stairs.
Mark
Keresman, jazzreview.com, USA, Mai 2004
4-1/2 Punkte (von
max. 5)
Sharp, Gibbs und Carter
bilden ein Powertrio der Extraklasse! Ein hinreissendes Powertrio mit
abenteuerlichen Exkursen in Klanglandschaften auf der Basis von Blues,
Rock, Jazz und Freemusic. Sharp, der ja schon auf eine bewegte Karriere
zurückblicken kann und sich als einer der wichtigsten amerikanischen
Innovatoren auf diversen musikalischen Gebieten einen Namen gemacht
hat, der nicht nur in Cyberbands gespielt hat, sonern sich auch der
Komposition zeitgenössischer Klassik gewidmet hat, kehrt auf dieser
CD gemeinsam mit seinen musikalischen Mitstreitern zu seiner ersten
grossen Liebe, dem Blues zurück. Wer aber nun Blues in der guten
alten Art erwartet, ist auf dem Holzweg. Hier dominiert unter anderem
der Einfluss von Jimi Hendrix, hier wird hart und kompromisslos zur
Sache gegangen, und es mangelt nicht an expressionistischen Ausbrüchen.
Free Jazz Rock Blues wäre ein passender Ausdruck, und keiner solte
sich abschrecken lassen und ein konventionelles Album erwarten, irgendwie
steht es weit ausserhalb des gewohnten Musikkosmos, und gerade deshalb
ist es hörens- und kaufenswert!
akro. Concerto, Österreich, Apri-Mai 04
Der NYer Downtownaktivist
Sharp mit einem heftig aufspielendem Trio, dessen frei improvisierter
Power-Blues das zeigemässe Adäquat zur seeligen Jimi Hendrix
Experience sein könnte. Die letztjährige Aufnahme wurde vom
Beginn des Irak-Krieges überschattet, ein indirekter Subtext, dessen
reale Hintergründe in einem Interview zu lesen sind:
www.intaktrec.ch/sharpinterv-a.htm
Check that out! Besser als Mondstückchen oder Yogaposen kaufen
Honker. Düsseldorfer Stadtzeitung 4/04
Dass Intakt nicht nur Ohren
hat für europäische Edelbrände, zeigt auch das bereits viel versprechend
betitelte Raw Meet (Intakt 090) eines Power-Trios, mit dem ELLIOTT SHARP
Streifzüge über kantiges Post-Blues-Terrain unternimmt. MELVIN GIBBS
lässt seinen Bass knurren, urig wie schon mit Sonny Sharrock, der Rollins
Band oder John Zorn. Die Beats liefert LANCE CARTER, ein Mann, der ebenfalls
mit Sharrock, aber auch für Cassandra Wilson gespielt hat. Die reduzierte
Besetzung lässt einen sofort an Rockklassiker denken, Hendrix, Cream,
Groundhogs, Grand Funk Railroad, Massacre, perfekte Foren für abgespeckte
No-Nonsense-Härte und für Gitarrenhalbgötter. Sharp nutzt diese Vorstellungen
als Sprungbrett für seine abgedrehten Exkursionen in den Cyberspace
beyond Blues, Jazz und Rock. Obwohl das Trio keinen Millimeter Luft
lässt für Headbangersimplizität, ist diese Instrumentalmusik in ihrer
rohen Verzahnung von Beat, Pulse und Gitarrensound von bestechender
Einfachheit, langsam, wuchtig, erhaben, ganz auf die Gewalt des Tones
konzentriert. Ein direkter Vergleich mit den virtuos fliegenden Instrumentals
der Nels Cline Singers zeigt erst wie archaisch und gradlinig Sharp,
Gibbs & Carter zu Werke gehen. Sie spielen Metarock, der, ähnlich wie
David FiuczynskiŒs Headless Torsos, nur ohne jede Selbstverliebtheit,
aber auch ohne dekonstruktivistische Hintergedanken, Hendrix in die
Gegenwart beamt, ganz hingegeben der sich wellenden, durch keine Skrupel
gehemmten Farbenpracht elektrisch verstärkter Saitenschwingungen. Sharp
lässt seine Gitarre wie Whitman singen, wie Ginsberg heulen, schürt
mit stupender Technik Schall und Wahn. Das ist erzamerikanische Musik,
aber alles andere als naiv oder affirmativ. Wer sein Stück ŒGuernicaŒ
nennt, auf den können Kriegsherren nicht bauen.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy, Deutschland, September 2004
Roh, wund und rau
“Ich verarbeite
mit meiner künstlerischen Arbeit das, was um mich passiert, und gebe
es auf einer emotionalen Ebene weiter³, bekannte der New Yorker Gitarrist
Elliott Sharp zu Beginn des Irak-Kriegens in einem Interview mit der
WOZ. Seither ist viel passiert, und der Druck, den Sharp seinerzeit
empfand, hat nicht nachgelassen. Im März vergangenen Jahres formierte
er ein Trio mit dem E-Bassisten Melvin Gibbs und dem Schlagzeuger Lance
Carter. Die Band hatte zum Festival in Leipzig ihre Live-Premiere, zuvor
ging sie ins Studio, um eine Platte einzuspielen, die nun unter dem
Titel “Raw Meet³ (Intakt CD 090/2004) vorliegt. Das Wortspiel verweist
auf Charakteristika dieser Musik: roh, spontan, ungeschliffen, wund
und rau. Sie spiegelt die Verwundungen der Seelen in einer von gewaltsamen
Auseinandersetzungen geschüttelten Welt. Zugleich erweist sie sich als
ein Bekenntnis zur Gemeinsamkeit im Prozess des Spiels, eine Vielzahl
von Einflüssen amalgamierend. Sharp, der bereits in unterschiedlichen
Konstellationen mit Gibbs und Carter zusammen gearbeitet und die beiden
erstmals gemeinsam als Mitglieder in der Band des Gitarristen Sonny
Sharrock gehört hatte, bezeichnet das Trio heute als eine “Unit³, die
in sich geschlossen ist, aber auch mit unterschiedlichen Gastmusikern
spielen kann.
Die zu dritt entstehende Musik hat Elliott Sharp als “im wesentlichen
improvisationsorientiert mit ein paar Grundstrukturen³, als “ein Power
Trio³ beschrieben. Aber, das macht die Besonderheit von “Raw Meet³ aus:
der Druck, der hier mit musikalischen Mitteln thematisiert und auch
erzeugt wird, offenbart unter der Oberfläche eine erstaunliche Sensibilität.
Das Gitarren-Trio hat seine Geschichte in der Rockmusik, so, wie beispielsweise
das Klavier-Trio im Jazz fundiert ist. Doch “Raw Meet³ spielt keinen
Postrock, sondern eine sehr eigenwillige Fusion-Music auf der Höhe der
Zeit - sowohl, was das Klangbewusstsein als auch, was das politische
Reflexionsniveau anbelangt. Sharp ist viel zu scharfsinnig, um sich
auf eine platte Ebene von Agitation oder Illustration zu begeben. Wenn
er eines seiner Stücke mit “Guernica³ überschreibt, so aktualisiert
er eine Auffassung von Kunst, die den Dogmen eines platten “sozialistischen
Realismus³ widerspricht. Die immer komplexen werdende Wirklichkeit wie
auch die Überlagerung von realer und virtueller bzw. medial vermittelter
Realität lässt sich längst nicht mehr eindimensional widerspiegeln.
Der Gitarrist entwirft mit seinem Trio vielschichtige Stimmungsbilder
zur Lage der Nation, zum State of Consciousness, zu Veränderungen im
Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Elliiott Sharp, der sich im Klima der sechziger Jahre entschied, eine
sichere Existenz als Naturwissenschaftler aufzugeben und ein Leben als
freiberuflicher Musiker zu führen, hat sich eingehend damit beschäftigt,
mathematische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse in musikalische
Strukturen zu transformieren. Mit Gruppen wie “Carbon³ verfolgte er
algorithmische Strategien in Musikwelten, klanglich gleichermassen inspiriert
von Musikern wie Ornette Coleman und Iannis Xenakis. Anders “Raw Meet³,
ein Trio, das im wesentlichen dem Fluss des Spiels folgt und auf die
Fähigkeit setzt, kollektiv und improvisierend zu schlüssigen Verlaufsformen
zu finden. Elliott Sharp, der sich vor allem als Komponist begreift,
fordert sich hier selber als Spieler heraus und läuft zur Hochform auf.
Der Sohn eines Überlebenden der Holocaust-Generation, hat mit Musikern
und Musikerinnen aus aller Welt, auch mit Palästinensern zusammengearbeitet.
Sein Spiel mit Afroamerikanern wie Melvin Gibbs und Lance Carter gleicht
einem Bekenntnis zum Blues, als einer Ursubstanz mitteilungsorientierter
Musik. Blues, so empfindet es Elliot Sharp, “steht für einen Aussenseiterstandpunkt,
für Direktheit und stimmliche Qualität, auch im instrumentalen Spiel.³
Eines der Stücke mit “Raw Meet³ hat Elliott Sharp mit “Sharrock³ überschrieben
und dem 1994 verstorbenen Sonny Sharrock gewidmet, der mit seinen Grenzgängen
zwischen Free Jazz, Blues und Rock, auch in der Zusammenarbeit mit Bill
Laswell und Peter Brötzmann, zweifellos zu den Musikern zählte, die
Wege wiesen, auf denen heute Elliott Sharp und andere heute weiter gehen.
In der Musik von “Raw Meet³ verschmelzen Elemente des Blues mit denen
der frei improvisierten Musik, mischt sich Jazz mit Heavy Rock, Klangfetzen
aus Neuer und Noise Music sowie New Electroica und ethnischen Substanzen
- nicht im Sinne einer kalkulierten Mixtur, sondern im Prozess des Spiels.
Das lässt sich schwerlich in einzelne Bestandeile zerlegen, entfaltet
seine Faszination in Spannungsfeld von rohem Klang, Sublimierung und
Abstraktion. Auch wenn Ellliott Sharp mit dieser Musik kein konkretes
politisches Statement verbindet, so bringt er doch eine Haltung zum
Ausdruck, unmissverständlich, nachdrücklich, konsequent.
Bert Noglik, Wochenzeitung, WOZ, 26. August 2004
Recorded for the predominately,
free jazz minded Switzerland-based record label, this outing features
yet another glimpse at New York City guitarist Elliott Sharp¹s bizarre
musical world. Let him loose on either acoustic or electric, and he
can cut with the best of them. Here, Sharp delves into his electronics
drenched guitar heroics with the powerful rhythm section of Melvin Gibbs
(bass) and Lance Carter (drums). Sharp¹s amorphous and often blitzing
guitar licks provide elements of asymmetrical parts, space rock and
avant-garde improvisation with bone-crushing licks. All with a dash
of psychotic frenzy, tossed in for good measure. Some of these works
induce notions of what Hendrix might be exploring if had survived the
reckless antics of being a rock star. Nonetheless, those who are familiar
with Sharp¹s artistic output should welcome this release with open arms.
And for those unacquainted with his craft, there¹s no reason to suggest
that this set would not be a good place to start. (RecommendedŠ)
Glenn Astarita, August 2004, jazzreview. com
This isn't the first time [nor the last, I hope] that the Swiss record
label, Intakt venture into the world of rock. After an absence of a
few years, Elliott Sharp returns with a trio that honestly, gets equal
billing on all counts. Bassist Melvin Gibbs and drummer Lance Carter
are not mere supporting pawns. They are in fact full-fledges co-creators
of this music. But let's be honest for one minute, this has the hand-prints
of an Elliott Sharp record all over it. I lost track of Sharp's recorded
output for a while, but on first listen, it's rather blatantly apparent,
that he hasn't strayed very far from his Carbon output. In fact, a lot
of the record has skewed guitar lines, and off-beat rhythms that break
into halves. Nowhere is there a real sense of continuity. As far as
Sharp is concerned, the more bizarre sounds he can produce with his
guitar and delays, the more grateful his audience will be. The funk-derived
bass playing of Melvin Gibbs together with solid rhythms packed in by
Lance Carter give this trio a sturdy backbone to stand on. Sharp simply
maneuvers his playing around these two. It's almost as if he's purposefully
decided to work against his own trio. I particularly like his use of
delays and feedback [as on "Sante Sangre"], when the trio
slowly builds momentum for what seems like ages to arrive at a climax.
His strong need for a conflict is apparent from beginning to end of
this record. "Raw Meet" is indeed raw and brutal in moments.
It also has the sturdiness of a real rock trio, one that is willing
to experiment with their roll.
Tom Sekowski, Gaz-Eta, Poland, November 2004
(http://www.gaz-eta.vivo.pl/gaz-eta/gazeta.php?nr=25&id=s_6)
Même s'il impose d'emblée une marque technologique à
sa musique par l'utilisation de la guitare stéréo et la
texture de ses premiers accords, plus électronique que jazz,
Elliott Sharp, par ce disque, marque une pause évidente dans
le déploiement de ses recherches expérimentales et se
réclame plus, cette fois, d'Hendrix et de Prince que de Morton
Feldman, dont il fut cependant l'élève. Après avoir
hanté, depuis les années 80, tous les bons endroits de
la scène downtown new-yorkaise et fréquenté ses
principaux acteurs, de Frisell à Zorn, en passant par Arto Lindsay,
Christian Marclay, Zeena Parkins ou Marc Ribot, après avoir repoussé
les limites de l'improvisation électronique comme celles du liard
core ou du cyberpunk, et composé pour des quatuors à cordes
ou des troupes de théâtre, il semble vouloir retourner
au grand amour de sa jeunesse et s'adonner aux joies simples d'un blues
partagé avec une rythmique aussi affûtée que lui.
Pour ce faire, il s'est donc entouré de Melvin Gibbs à
la basse et de Lance Carter à la batterie, deux tueurs noirs-américains
experts en frappe binaire et en slap élastique et, fonçant
à pieds joints dans un funk lourd et grasseyant sans aucun autre
soutien harmonique que lui-même, s'affirme comme le leader assumé
de ce power-trio au fort accent de terroir mais à la démarche
bien urbaine. Et ce «retour aux sources» d'un type qui sait
ce dont il parle pour avoir étudié avec Roswell Rudd et
croisé le manche avec tout ce que l'on peut imaginer de musiciens
inventifs, s'avère un moment de vrai bonheur pour l'auditeur,
car situé à un tel niveau de maîtrise instrumentale
et créative que l'évidence de ses traits et la fluidité
de son sens mélodique n'ont d'égal que la profondeur de
sa propre histoire et le souvenir de ses plus belles rencontres... Un
peu comme Matisse, à la fin de sa vie, prenait plaisir à
peindre sans cesse le même vase.
Un très bon disque de blues-funk-, donc, joué pour le
fun
par d'authentiques jazzmen nourris au lait harmolodique d'Ornette Coleman,
bercés par un groove hérité de Shannon Jackson
ou du Defunkt de Joseph Bowie (avec lesquels Gibbs a d'ailleurs travaillé)
et, finalement, aussi souple et limpide que le guitariste a pu, parfois,
paraître sauvage es aiguisé.
Joel Pagier, Impro Jazz, Mars 2005
Anthony
Fragos, Difono, Athens, Summer 2006
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